Prominente - und wie sie uns entlarven
Verfasst: 23.06.2005 13:09
Prominente - na und?
Ich bin über den Thread zur Bekehrung des Iron-Maiden-Drummers ins Grübeln gekommen. Und überhaupt - mich ärgert immer wieder, daß Bekehrungen von Prominenten stets so viel Bedeutung beigemessen wird. Wenn ein Schlagzeuger sich bekehrt, ist das schön - aber es ist aus Gottes Sicht genauso schön, wenn sich ein Gabelstaplerfahrer bekehrt oder ein Plastiklöffelausstanzer. Jesus hat es mit angesehenen Persönlichkeiten zu tun gehabt wie auch mit Prostituierten - und jedesmal sah er durch alles hindurch dasselbe Herz eines Menschen, der einen Retter brauchte.
Die Schuld trifft uns
Bei den Prominenten fallen wir offenbar immer wieder in eine - oder alle - der folgenden Sünden: (a) Wir geben einem Menschen Ehre, die ihm nicht zusteht. Denn nichts Gutes gibt es, das nicht von unserem Vater im Himmel stammt. (b) Wir geben uns durch einen zur Schau gestellten Informationsvorsprung selber eine Ehre, die uns nicht zusteht: Wenn wir über Prominente reden, so gibt es immer einen, der mehr exklusive Informationen hat als die anderen und deshalb deren Aufmerksamkeit genießt. (c) Wir verbreiten Gerüchte, die wir nicht prüfen können, schwätzen hinter dem Rücken von Menschen, denen wir praktisch nie "live" begegnen werden und urteilen über sie, ohne auch nur irgendeine brauchbare Information als Grundlage zu haben - geschweige denn Gottes Sichtweise. (d) Wir erfreuen uns an Sünde. Es ist zwar nicht unsere eigene, aber wir wollen die Sünden anderer gedanklich vor Augen führen. Das tun wir einerseits, um uns über deren tragische Fehler lustig zu machen und uns über sie zu erheben - dann fühlen wir uns "besser". Andererseits tun wir dies jedoch manchmal auch, um die Sünden der Promis in unserer Phantasie nachzuleben oder um unsere fleischliche Phantasie anregen zu lassen durch deren Prunk, Ruhm, Reichtum, Sex oder was auch immer.
Zuviel Ehre für die falschen, und worauf schauen wir selber eigentlich
Die Betanien Newsletter finde ich generell sehr gut - aber sie neigen hin und wieder dazu, sich vorrangig die aus menschlicher Sicht Prominenten Christen vorzuknöpfen. Was hat ein Peter Hahne letzten Samstag gesagt, oder wie hat sich ein Bill Hybels doch schon wieder mal komplett geirrt... Es ist sicherlich gut, den ganzen Mist offenzulegen, der in der christlichen Szene abläuft, aber mit diesem Ungleichgewicht zwischen immer wiederkehrenden Negativbeispielen seitens der Prominenz und wenigen "das war mal wieder klasse"-Beiträgen ist die Frage, was wir am Ende an Gutem behalten sollen.
Die Analyse der Kirchenlandschaft anhand ihrer selbstpropagierten Promis ist sowieso nicht geeignet, um ein realistisches Abbild der christlichen Szene zu erhalten. Wir reden viel zu viel über diejenigen, die viel über den Glauben reden und sich zur Schau stellen. Und darüber, was sie denn so reden - während andere ihren Glauben in praktischen Dingen beweisen. Das leere Geschwätz sollen wir links liegen lassen, und uns nicht immer wieder gierig darauf stürzen, als könnten wir unseren Glauben durch das erfolgreiche Zerfetzen von Irrlehre festigen. (Wollen wir uns nicht vielleicht auch gern selbst zur Schau stellen?)
Zweierlei Maßstab
Zu allerletzt gestehe ich zwar ein, daß Gottes Wille aller menschlichen Erfahrung nach vermutlich keinen Verbleib in einer Okkult-Band beinhalten wird, aber muß auch hier unser Augenmerk auf die alltäglicheren Beispiele lenken, wo wir mit derselben Problematik ganz anders umgehen:
Da bekehrt sich ein Banker. Banken machen fast ausschließlich durch Zinsen für Kredite ihren Gewinn. Dies ist unbiblisch. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Politiker. Die Politik kann man definieren als eine Weltanschauung, in der der Mensch von sich aus weder gut noch böse ist, und wo man eine Gesellschaft dadurch verbessern kann, indem man bessere Gesetze verabschiedet, die ihren Alltag regeln. Das ist unbiblisch. Zudem sind viele Gesetze Kompromisse und machen Zugeständnisse z.B. an Abtreibungsbefürworter. Er muß sie trotzdem mittragen. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Anwalt. Er soll die Unschuld seines Mandanten vertreten, obwohl er von der Schuld seines Mandanten überzeugt ist. Wenn er nicht am Hungertuch nagen will, muß er hin und wieder einen falschen Sachverhalt oder eine einseitige Darstellung so überzeugend vortragen, daß er den Prozeß gewinnt. Auch das ist unbiblisch. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Werbefachmann. Werbung wird mitunter sogar von Werbegurus definiert als "die Kunst, die Leute so zu belügen, wie sie belogen werden wollen". Aufgabe dieses Menschen ist es, Begierden in Menschen zu erwecken und ihnen die vermeitliche Überlegenheit eines Produkts vorzuspiegeln, die allein seiner Phantasie entstammt. Muß er seinen Job aufgeben?
Die Kompromißchristen sind unter uns. Ääh, die sind ja wir.
Bevor wir unseren Zeigefinger erheben gegen einen Drummer irgendwo jenseits des Atlantik, müssen wir - glaube ich - Gottes Maßstäbe zunächst für uns selbst wieder neu entdecken. Wir leben ständig im Kompromiß und "Halbwahrheiten" sind uns im Berufsalltag nicht fremd. Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Die Okkult-Rocker sind wenigstens ehrlich. Sie dienen dem Fürsten dieser Welt und sagen das auch. Wir dienen unserer Rede nach Jesus, und dennoch freuen wir uns insgeheim, wenn der Hybels mit seiner Megakirche auf die Nase fällt oder wenn wir uns dann doch in einem Meeting "gut verkauft" und mit unserer Schlauheit andere beeindruckt haben. Unsere Gemeinden - darunter auch viele bibeltreue - sind voll von Leuten wie uns, die wir uns - auch in anderen Berufszweigen - im Alltag ständig in einer Grauzone befinden. In der Welt müssen wir von irgendetwas leben, und diese Welt rückt das nötige Geld eben doch nicht immer an denjenigen heraus, der ehrlich und zufrieden seiner Arbeit nachgeht und sich bei der Beförderung seiner Kollegen einfach mit ihnen mitfreut, statt sich selbst in den Vordergrund zu spielen. ("Mangelnde Initiative" oder "unambitioniert" nennt man die Einstellung solcher zufriedenen Menschen heutzutage.)
Aufgrund meiner weitläufigen Gedanken mußte dies nun doch ein neuer Thread werden - seufz. Ein Drummer mit einem Splitter im Auge kann eben doch einen Balken in unserem eigenen Auge entblößen - und so ein Balken kann gewaltig sein ;o)
Ich bin gespannt auf eure Beiträge, Kritik, Verbesserungen und Zurechtweisung :o)
Ich bin über den Thread zur Bekehrung des Iron-Maiden-Drummers ins Grübeln gekommen. Und überhaupt - mich ärgert immer wieder, daß Bekehrungen von Prominenten stets so viel Bedeutung beigemessen wird. Wenn ein Schlagzeuger sich bekehrt, ist das schön - aber es ist aus Gottes Sicht genauso schön, wenn sich ein Gabelstaplerfahrer bekehrt oder ein Plastiklöffelausstanzer. Jesus hat es mit angesehenen Persönlichkeiten zu tun gehabt wie auch mit Prostituierten - und jedesmal sah er durch alles hindurch dasselbe Herz eines Menschen, der einen Retter brauchte.
Die Schuld trifft uns
Bei den Prominenten fallen wir offenbar immer wieder in eine - oder alle - der folgenden Sünden: (a) Wir geben einem Menschen Ehre, die ihm nicht zusteht. Denn nichts Gutes gibt es, das nicht von unserem Vater im Himmel stammt. (b) Wir geben uns durch einen zur Schau gestellten Informationsvorsprung selber eine Ehre, die uns nicht zusteht: Wenn wir über Prominente reden, so gibt es immer einen, der mehr exklusive Informationen hat als die anderen und deshalb deren Aufmerksamkeit genießt. (c) Wir verbreiten Gerüchte, die wir nicht prüfen können, schwätzen hinter dem Rücken von Menschen, denen wir praktisch nie "live" begegnen werden und urteilen über sie, ohne auch nur irgendeine brauchbare Information als Grundlage zu haben - geschweige denn Gottes Sichtweise. (d) Wir erfreuen uns an Sünde. Es ist zwar nicht unsere eigene, aber wir wollen die Sünden anderer gedanklich vor Augen führen. Das tun wir einerseits, um uns über deren tragische Fehler lustig zu machen und uns über sie zu erheben - dann fühlen wir uns "besser". Andererseits tun wir dies jedoch manchmal auch, um die Sünden der Promis in unserer Phantasie nachzuleben oder um unsere fleischliche Phantasie anregen zu lassen durch deren Prunk, Ruhm, Reichtum, Sex oder was auch immer.
Zuviel Ehre für die falschen, und worauf schauen wir selber eigentlich
Die Betanien Newsletter finde ich generell sehr gut - aber sie neigen hin und wieder dazu, sich vorrangig die aus menschlicher Sicht Prominenten Christen vorzuknöpfen. Was hat ein Peter Hahne letzten Samstag gesagt, oder wie hat sich ein Bill Hybels doch schon wieder mal komplett geirrt... Es ist sicherlich gut, den ganzen Mist offenzulegen, der in der christlichen Szene abläuft, aber mit diesem Ungleichgewicht zwischen immer wiederkehrenden Negativbeispielen seitens der Prominenz und wenigen "das war mal wieder klasse"-Beiträgen ist die Frage, was wir am Ende an Gutem behalten sollen.
Die Analyse der Kirchenlandschaft anhand ihrer selbstpropagierten Promis ist sowieso nicht geeignet, um ein realistisches Abbild der christlichen Szene zu erhalten. Wir reden viel zu viel über diejenigen, die viel über den Glauben reden und sich zur Schau stellen. Und darüber, was sie denn so reden - während andere ihren Glauben in praktischen Dingen beweisen. Das leere Geschwätz sollen wir links liegen lassen, und uns nicht immer wieder gierig darauf stürzen, als könnten wir unseren Glauben durch das erfolgreiche Zerfetzen von Irrlehre festigen. (Wollen wir uns nicht vielleicht auch gern selbst zur Schau stellen?)
Zweierlei Maßstab
Zu allerletzt gestehe ich zwar ein, daß Gottes Wille aller menschlichen Erfahrung nach vermutlich keinen Verbleib in einer Okkult-Band beinhalten wird, aber muß auch hier unser Augenmerk auf die alltäglicheren Beispiele lenken, wo wir mit derselben Problematik ganz anders umgehen:
Da bekehrt sich ein Banker. Banken machen fast ausschließlich durch Zinsen für Kredite ihren Gewinn. Dies ist unbiblisch. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Politiker. Die Politik kann man definieren als eine Weltanschauung, in der der Mensch von sich aus weder gut noch böse ist, und wo man eine Gesellschaft dadurch verbessern kann, indem man bessere Gesetze verabschiedet, die ihren Alltag regeln. Das ist unbiblisch. Zudem sind viele Gesetze Kompromisse und machen Zugeständnisse z.B. an Abtreibungsbefürworter. Er muß sie trotzdem mittragen. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Anwalt. Er soll die Unschuld seines Mandanten vertreten, obwohl er von der Schuld seines Mandanten überzeugt ist. Wenn er nicht am Hungertuch nagen will, muß er hin und wieder einen falschen Sachverhalt oder eine einseitige Darstellung so überzeugend vortragen, daß er den Prozeß gewinnt. Auch das ist unbiblisch. Muß er seinen Job aufgeben?
Da bekehrt sich ein Werbefachmann. Werbung wird mitunter sogar von Werbegurus definiert als "die Kunst, die Leute so zu belügen, wie sie belogen werden wollen". Aufgabe dieses Menschen ist es, Begierden in Menschen zu erwecken und ihnen die vermeitliche Überlegenheit eines Produkts vorzuspiegeln, die allein seiner Phantasie entstammt. Muß er seinen Job aufgeben?
Die Kompromißchristen sind unter uns. Ääh, die sind ja wir.
Bevor wir unseren Zeigefinger erheben gegen einen Drummer irgendwo jenseits des Atlantik, müssen wir - glaube ich - Gottes Maßstäbe zunächst für uns selbst wieder neu entdecken. Wir leben ständig im Kompromiß und "Halbwahrheiten" sind uns im Berufsalltag nicht fremd. Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Die Okkult-Rocker sind wenigstens ehrlich. Sie dienen dem Fürsten dieser Welt und sagen das auch. Wir dienen unserer Rede nach Jesus, und dennoch freuen wir uns insgeheim, wenn der Hybels mit seiner Megakirche auf die Nase fällt oder wenn wir uns dann doch in einem Meeting "gut verkauft" und mit unserer Schlauheit andere beeindruckt haben. Unsere Gemeinden - darunter auch viele bibeltreue - sind voll von Leuten wie uns, die wir uns - auch in anderen Berufszweigen - im Alltag ständig in einer Grauzone befinden. In der Welt müssen wir von irgendetwas leben, und diese Welt rückt das nötige Geld eben doch nicht immer an denjenigen heraus, der ehrlich und zufrieden seiner Arbeit nachgeht und sich bei der Beförderung seiner Kollegen einfach mit ihnen mitfreut, statt sich selbst in den Vordergrund zu spielen. ("Mangelnde Initiative" oder "unambitioniert" nennt man die Einstellung solcher zufriedenen Menschen heutzutage.)
Aufgrund meiner weitläufigen Gedanken mußte dies nun doch ein neuer Thread werden - seufz. Ein Drummer mit einem Splitter im Auge kann eben doch einen Balken in unserem eigenen Auge entblößen - und so ein Balken kann gewaltig sein ;o)
Ich bin gespannt auf eure Beiträge, Kritik, Verbesserungen und Zurechtweisung :o)