Lesung aus Arthur W. Pink "Das Leben des Elia"

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Joschie
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Kapitel.26 Die Höhle am Horeb

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Kapitel.26 Die Höhle am Horeb

Merkwürdigerweise meinen einige Ausleger, der Prophet hätte den Weg durch die Wüste zum Berg Horeb eingeschlagen, weil er von dem Engel die Anweisung dazu erhalten hatte. Doch diese Sichtweise wird durch das nachfolgende Geschehen eindeutig widerlegt. Der Herr hätte nicht zweimal die tadelnde Frage gestellt „Elia, was machst du hier?“, wenn er im Gehorsam gegenüber dem himmlischen Boten hierher gekommen wäre. Dass seine Schritte von Gott hierher geleitet waren, bezweifle ich nicht, denn es war gewiss kein Zufall, dass derjenige, der in besonderer Weise der Erneuerer der gesetzlichen Ordnung war, Jahwe an dem Ort begegnen sollte, wo das Gesetz erstmals verkündet worden war vergleiche: Mose und Elia erschienen mit Christus auf dem Berg der Verklärung. Wenn Elia auch nicht auf Gottes Befehl zum Horeb kam, so wurde er doch durch Seine geheime Vorsehung dorthin geleitet: „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt“ (Spr. 16,9). Und wie? Durch einen geheimen Impuls von innen, der seine Handlungsfreiheit nicht zerstört. „Des Königs Herz ist in der Hand des HERRN wie Wasserbäche; er lenkt es, wohin er will“ (Spr. 21,1) – die Wasser eines Flusses fließen frei, dennoch ist ihr Lauf vom Himmel vorherbestimmt!

„Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht“ (V. 9). Endlich gab sich der Prophet zufrieden mit der Distanz, die er zwischen sich und der Frau geschaffen hatte, die für den Tod ihrer Propheten Rache geschworen hatte: Dort in jenem fernen Berg, verborgen in einer der finsteren Höhlen inmitten seiner Schluchten fühlte er sich sicher. Womit er sich dort beschäftigte, wird uns nicht erzählt. Wenn er versuchte zu beten, so können wir gewiss sein, dass er keine Freimütigkeit dazu, geschweige denn Freude daran hatte. Wahrscheinlicher ist, dass er dort saß und über seine Nöte grübelte. Wenn ihn sein Gewissen anklagte, dass er in seiner Flucht vor Isebel zu voreilig gewesen war und dass er seiner Furcht nicht hätte nachgeben dürfen, sondern dass er stattdessen sein Vertrauen in Gott hätte setzen und die Nation weiterhin hätte unterweisen müssen, so zeigt doch das Folgen des geschehen, dass er solche demütigenden Erkenntnisse wohl eher unterdrückt hatte, anstatt sein Versagen Gott zu bekennen. „Von seinen Wegen wird gesättigt, wer abtrünnigen Herzens ist“ (Spr. 14,14; Elberf.) – Wer kann angesichts eines solchen Verses bezweifeln, dass Elia jetzt ganz damit beschäftigt war, sich zu bemitleiden und zu rechtfertigen, an die Undankbarkeit seiner Landsleute zu denken und seine grausame Behandlung durch Isebel zu beklagen?

„Und siehe, das Wort Jehovas geschah zu ihm und er sprach zu ihm“ (V. 9; Elberf.). Gott hatte schon zu verschiedenen Anlässen persönlich zu ihm gesprochen. Das Wort des Herrn hatte ihn beauftragt, sich am Bach Krit zu verbergen (17,2-3). Es kam erneut zu ihm und forderte ihn auf, sich nach Zarpat zu begeben (17,8-9). Und wiederum hatte es ihm befohlen, sich Ahab zu zeigen (18,1). Doch diesmal, so scheint mir, ist es anders als bei den vorherigen Gelegenheiten. Der Flüchtling kauert in der Höhle, und es heißt: „Siehe, das Wort Jehovas geschah zu ihm.“ Dieser vielsagende Ausdruck kommt in den anderen Schriftstellen nicht vor, und durch seine Anwendung will der Geist andeuten, dass etwas Außergewöhnliches bevorsteht. Bei dieser Gelegenheit ist es mehr als eine göttliche Botschaft, die an das Ohr des Propheten kommt: der Prophet empfängt nichts Geringeres als einen Besuch einer göttlichen Person. Niemand anders als die zweite Person der Dreieinigkeit, das Ewige Wort (Joh. 1,1) ist gekommen, um den verirrten Propheten zu fragen. Das wird auf der nachfolgenden Formulierung deutlich: „und er sprach zu ihm“. Das ist sehr bemerkenswert und sehr tief.
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Kapitel.26 Die Höhle am Horeb

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Kapitel.26 Die Höhle am Horeb

„Und er sprach zu ihm: Was tust du hier, Elia?“ (V. 9). Elia hatte den Pfad der Pflicht verlassen, und sein Meister wusste es. Der lebendige Gott weiß, wo Seine Knechte sind, was sie tun und was sie nicht tun. Niemand kann seinem allwissenden Blick entrinnen, denn die Augen des Herrn sind an allen Orten (Spr. 15,3). Die Frage des Herrn war ein Tadel, ein ernstes Wort an sein Gewissen. Da wir nicht wissen, auf welches bestimmte Wort der Herr den Schwerpunkt legte, will ich einmal jedes einzelne gesondert betonen. „Was tust du?“: ist es Gutes oder Böses, denn niemand kann – sei es im Leib oder im Geist – völlig untätig sein. „Was tust du?“: Nutzt du deine Zeit zur Ehre Gottes und zum Wohl Seines Volkes, oder vergeudest du sie für mürrische Klagen? „Was tust du?: du, der Knecht des Allerhöchsten, der so große Ehre empfangen hat, der so klare Zeichen Seiner Hilfe erhalten hat und so sehr auf den Schutz des Allmächtigen angewiesen war! „Was tust du hier? Fern vom Lande Israel, fern von dem Werk der Erneuerung?

„Er sprach: Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth; denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet, und ich bin allein übriggeblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen“ (V. 10). Wenn ich über diese Worte nachdenke, bin ich uneinig mit den Kommentatoren, von denen die meisten den Propheten ernstlich dafür kritisieren, dass er sich selbst rechtfertigen und die Schuld bei anderen suchen wollte. Was mich vor allem beeindruckt, ist Elias Klugheit: Er kommt nicht mit Ausflüchten und Zweideutigkeiten, sondern mit einer offenen, ehrlichen Erklärung seines Verhaltens. Gewiss, was er vorbringt, stellt keinen ausreichenden Grund für seine Flucht dar, und doch was es die wahrhaftige Erklärung eines aufrichtigen Herzens. Wohl mir und meinen Lesern, wenn auch wir immer so gut antworten können, wenn wir von dem heiligen Gott zur Rede gestellt werden. Wären wir so offen und ehrlich mit dem Herrn wie Elia, so könnten wir auch erwarten, dass Er ebenso gnädig mit uns verfährt; denn beachte, wohl, dass der Prophet für seine Freimütigkeit keinen Tadel von Gott erhielt.

„Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth“ war eine wahre Aussage: er war nicht von dem schwierigsten und gefährlichsten Dienst für seinen Meister und sein Volk zurückgeschreckt. Nicht weil sein Eifer nachgelassen hatte, war er vor Isebel geflohen. „denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet.“ Elia war zutiefst erschüttert, weil er sah, wie schlimm der Herr von der Nation verunehrt wurde, die nach Seinem Namen genannt war. Gottes Verherrlichung lag ihm sehr am Herzen, und es traf ihn schmerzlich, sehen zu müssen, wie Seine Gesetze gebrochen, Seine Autorität verhöhnt, Sein Gottesdienst verachtet wurde, und das Volk seine Verehrung den gefühllosen Götzen gab und stillschweigend die Ermordung Seiner Knechten billigte. „Und ich bin allein übriggeblieben.“ Er hatte unter ständiger Lebensgefahr hart gearbeitet, um Israels Götzendienst zu beenden und die Nation zurück zu gewinnen; doch vergeblich. Soweit er erkennen konnte, hatte er sich umsonst abgemüht und seine Kraft für nichts aufgebraucht. „Und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen“: welchen Sinn soll es haben, noch mehr Zeit an einem so halsstarrigen und gefühlskalten Volk zu verschwenden!
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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

„Der HERR sprach: Geh hinaus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen“(1.Kön. 19,11-12). Elia war berufen, jetzt Zeuge einer höchst bemerkenswerten und ehrfurchterregenden Offenbarung der Kraft Gottes zu werden. Die Beschreibung, die uns gegeben wird, ist, wenngleich kurz, doch so anschaulich, dass alle weiteren Worte meinerseits ihre Eindringlichkeit nur schmälern würden. Vielmehr möchte ich versuchen, die Bedeutung und Botschaft dieser erhabenen Offenbarung Gottes zu ergründen: ihre Botschaft für Elia, für Israel, und für uns. Mögen meine Augen gesalbt, mein Herz angerührt und meine Gedanken vom Heiligen Geist geleitet sein, denn nur so kann ich in rechter Weise unterscheiden und wertschätzen, was der Ehre Gottes und dem Segen Seines geliebten Volkes dient.

Um die geistliche Bedeutung dessen, was der Prophet hier auf dem Berg erlebt, zu entdecken, müssen wie die Szene in ihrer Beziehung dazu betrachten, was in der Geschichte Israels und auch in Elias eigener Erfahrung vorausgegangen war. Sodann müssen wir sie im Hinblick auf die unmittelbar nachfolgenden Ereignisse betrachten, denn es besteht zweifellos eine enge Verknüpfung zwischen den erstaunlichen Bildern, die uns in den Versen 11 und 12 vor Augen geführt werden, und der ernsten Botschaft der Verse 15-18, wobei letztere als Auslegung der ersteren dienen. Schließlich müssen wir dieses grandiose Ereignis im Licht der Analogie des Glaubens, der Heiligen Schrift als Ganzen untersuchen, denn die Bibel legt sich selbst aus. Wenn wir mit Gottes „Wegen“, wie sie Sein Wort offenbart, vertraut werden, werden wir auch Sein „Tun“ besser verstehen (Psalm 103,7).

Wie sollen wir nun diese Offenbarung Gottes auf dem Berg im Hinblick auf Elia selbst verstehen? Erstens, als Gottes Gnadenhandeln an ihm. Das wird aus dem Zusammenhang ersichtlich. Dort lasen wir von der bewegenden Antwort Gottes auf das Versagen Seines Knechtes. Anstatt ihn in der Stunde seiner Schwachheit im Stich zu lassen, diente der Herr ihm sehr behutsam und sanftmütig und veranschaulichte darin die kostbare Verheißung: „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten“ (Ps. 103,13). Und Elia fürchtete sehr wohl den Herrn, und auch wenn sein Glaube einen Moment lang zusammengebrochen war, kehrte der Herr ihm deshalb nicht den Rücken. Schlaf wurde ihm geschenkt; ein Engel versorgte ihn mit Essen und Trinken; ihm wurde übernatürliche Kraft verliehen, so dass er ohne weitere Nahrung vierzig Tage und Nächte weitergehen konnte. Und als er die Höhle erreichte, stand Christus selbst, das ewige „Wort“ in einer theophanischen Offenbarung vor ihm. Welch hohe Gunsterweisungen! Welch ein Beweis, dass wir es mit dem zu tun haben, der „der Gott aller Gnade“ heißt!
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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

Dagegen ließe sich einwenden: Gewiss, aber hat nicht Elia diese Gnade missachtet? Anstatt davon im Innersten bewegt zu sein, blieb er mürrisch und ungeduldig; anstatt sein Versagen zu bekennen, versuchte er, das Verlassen seines Postens zu rechtfertigen. Und lehrt nicht der Herr hier den widerspenstigen Propheten eine gehörige Lektion? Erscheint Er nicht in furchterregender Gestalt vor ihm, um ihn zu erschrecken? Nun, ich verstehe dieses Ereignis anders. Wer diese Sichtweise vertritt, kann nur wenig wirkliche Erfahrung mit der wunderbaren Gnade Gottes gemacht haben. Gott ist nicht launisch und unbeständig wie wir: Er handelt nicht in einem Moment nach Seiner erbarmenden Güte an uns, und im nächsten Moment nach unseren Verdiensten. Wenn Gott beginnt, an einem Seiner Auserwählten in Gnade zu handeln, dann handelt Er weiterhin in Gnade an ihm, und nichts, was das Geschöpf tut, kann den Strom Seiner göttlichen Güte hindern.

Man kann die Wunder, die hier auf dem Horeb geschahen, nicht betrachten, ohne in ihnen einen bewussten Bezug zu den furchterregenden Zeremonien vom Sinai zu sehen mit den „Donnern und Blitzen“, als der Herr „auf den Berg herabfuhr im Feuer“ und „der ganze Berg sehr bebte“ (2.Mose 19,16;18). Doch wir verfehlen Kernpunkt der Anspielung, wenn wir nicht sorgfältig die Worte beachten „Der HERR aber war nicht in dem Wind“, „der HERR war nicht in dem Erdbeben“, „der HERR war nicht in dem Feuer“. Gott handelte an Elia nicht auf der Grundlage des Gesetzesbundes. Mit dieser dreifachen Negation sagt uns der Geist: Elia war „nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter“ (Hebr. 12,18). Vielmehr wurde der Prophet durch das „stille, sanfte Sausen“ angesprochen eine klare Andeutung, dass er „zu dem Berg Zion“ gekommen war (Hebr. 12,22), dem Berg der Gnade. Das Jehova sich Elia in solcher Weise offenbarte, war ein Kennzeichen göttlicher Gunst, ein Zeichen, dass Er ihm das gleiche Zeichen der Würde verlieh, das Er Mose am gleichen Ort gewährt hatte, als Er ihm Seine Herrlichkeit zeigte und all Seine Güte vor ihm vorübergehen ließ.

Zweitens, die Methode, die der Herr hier im Umgang mit Seinem Knecht wählte, sollte seiner Unterweisung dienen. Elia war über das Scheitern seiner Mission verzagt. Er hatte für den Herrn der Heerscharen geeifert, doch was war bei all seinem Eifer herausgekommen? Er hatte gebetet, wie vermutlich niemand vor ihm je gebetet hatte, doch wenn auch auf seine Gebete hin Wunder geschehen waren, so war doch sein Herzenswunsch bislang unerfüllt geblieben. Ahab war von dem, was er gesehen hatte, recht ungerührt geblieben. Die Nation war nicht für Gott zurückgewonnen worden. Isebel war so herausfordernd wie je zuvor. Elia schien vollkommen einsam zu sein, und seine großen Mühen waren erfolglos. Der Feind triumphierte trotz allem. Der Herr führt Seinem Knecht deshalb eine anschauliche Lektion vor Augen. Durch feierliche Darbietungen Seiner mächtigen Kraft ruft Er Elia eindrucksvoll ins Gedächtnis, dass Er bei der Durchführung Seiner Pläne in der Anwendung der Mittel nicht beschränkt ist. Die Elemente mit all ihrer Gewalt stehen zu seiner Verfügung, wenn es Ihm gefällt, sie zum Einsatz zu bringen; andererseits verfügt Er auch über sanftere Methoden, behutsamere, zartere Mittel, wenn es Sein Wille ist.
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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

Es war nur natürlich, dass Elia zu dem Schluss kommen musste, dass das ganze Werk von ihm allein durchzuführen war von ihm, der daherkam mit der Gewalt eines mächtigen Windes, der unter Gott alle Hindernisse hinwegfegen, den Götzendienst abschaffen und die Nation zum Gottesdienst Jehovas zurückbringen würde. Der Herr führt jetzt den Propheten gnädig zu der Erkenntnis, dass Er noch andere Pfeile in Seinem Köcher hat, die Er zur rechten Zeit abschicken wird. Der „Wind“, das „Erdbeben“, das „Feuer“ sollten jede ihre vorbestimmte Rolle spielen und damit den Weg bereiten, damit das mildere Amt, die „stille, sanfte“ Stimme umso deutlicher und wirksamer hörbar würde. Elia war nur ein Werkzeug unter mehreren. „Der eine sät, der andere erntet“ (Joh. 4,37). Elia hatte seinen Teil erfüllt und würde bald für seine Treue reich belohnt werden. Er hatte auch nicht vergeblich gearbeitet, doch sollte ein anderer, nicht er selbst, sein Werk weiterführen. Wie gnädig von dem Herrn, dass Er Seinen Knecht auf solche Weise ins Vertrauen zog!

„Gott der HERR tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinen Knechten“ (Amos 3,7). Das ist es, was hier auf dem Horeb geschah. In einer anschaulichen Parabel offenbarte Gott Elia die Zukunft. Darin können wir die Bedeutung dieses erstaunlichen Ereignisses für Israel erkennen. Im unmittelbar nachfolgenden Text lesen wir, dass der Herr Elia aufträgt, Hasaël zum König über Syrien, Jehu zum König über Israel und Elisa zum Propheten an seiner Statt zu salben, und ihm ankündigt, dass „wer dem Schwert Hasaël entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten“ (V. 17). Im Werk jener Männer können wir die prophetische Bedeutung der feierlich zeremoniellen Ereignisse, die Elia schaute, nachvollziehen sie waren Sinnbilder für die furchtbaren Katastrophen, mit denen Gott die abtrünnige Nation strafen würde. So war der starke „Wind“ ein Bild für das Gericht, das Hasaël an Israel vollzog, als er „ihre festen Städte mit Feuer verbrannte und ihre junge Mannschaft mit dem Schwert erschlug“ (2.Kön. 8,12); das „Erdbeben“ stand für die Revolution unter Jehu, als er das Haus Ahabs ganz und gar ausrottete; und das „Feuer“ für das Werk des Gerichts, das von Elisa vollendet wurde.

Drittens, das Ereignis als Ganzes hatte auch dem Zweck, Elia zu trösten. Wahrhaft schreckliche Gerichte würden das schuldbeladene Israel treffen, doch im Zorn würde Jehova auch der Barmherzigkeit gedenken. Die auserwählte Nation würde nicht restlos ausgelöscht werden, und deshalb versicherte der Herr gnädig Seinem verzagten Knecht: „Und ich will übriglassen siebentausend in Israel, alle Knie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat“ (V. 18). Wie der „starke Wind“, das „Erdbeben“ und das „Feuer“ zeichenhafte Voraussagen der Gerichte waren, die Gott in Kürze über Sein götzendienerisches Volk senden würde, so wies das „stille, sanfte Sausen“, das ihnen folgte, voraus auf die Barmherzigkeit, die Er bereithielt, wenn Sein „fremdes Werk“ vollendet war. Denn wir lesen, nachdem Hasaël Israel die gesamte Regierungszeit des Joahas hindurch bedrängt hatte: „Der HERR gab ihnen Gnade und erbarmte sich ihrer und wandte sich ihnen wieder zu um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht bis auf diese Stunde“ (2.Kön. 13,23). Ich kann es nur wiederholen: Wie gnädig von dem Herrn, dass Er Elia zukünftige Dinge wissen ließ und ihn so mit den späteren Folgen seines Wirkens vertraut machte
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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

Wenn wir die bemerkenswerten Vorkommnisse im Licht der gesamten Schrift betrachten, werden wir feststellen, dass sie die allgemeinen Prinzipien der göttlichen Herrschaft in dieser Welt kennzeichnen und veranschaulichen. Die Reihenfolge der göttlichen Offenbarungen vor Elia entspricht dem allgemeinen Tenor göttlichen Handelns. Sei es im Hinblick auf ein Volk oder eine Einzelperson: gewöhnlich geht der Zuteilung göttlicher Barmherzigkeiten ehrfurchterregende Entfaltungen von Gottes Kraft und Missfallen gegen die Sünde voraus. Zuerst die Plagen in Ägypten, die Vernichtung des Pharao und seines Heeres im Roten Meer, und dann die Befreiung der Hebräer. Die Majestät und Macht Jehovas werden am Berg Sinai vor Augen geführt, und dann folgt die herrliche Verkündigung: „HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde“ (2.Mose 34,6-7).

Viertens, die Vorgehensweise des Herrn bei dieser Gelegenheit sollte Elia zu weiterem Dienst zurüsten. Die „stille, sanfte“ Stimme, die ruhig und behutsam zu ihm sprach, sollte seinen aufgewühlten Geist besänftigen. Hier zeigte sich erneut die Güte und Sanftmut des Herrn, der Elias Enttäuschung lindern und sein Herz aufmuntern wollte. Wenn sich die Seele wieder der Liebe ihres Meisters gewiss sein kann, ist der Knecht gestärkt, neuen Gefahren und Widrigkeiten um Seinetwillen zu begegnen und jede Aufgabe anzupacken, die Er ihm zuweist. Ebenso ging Er bei Jesaja vor: Zuerst erniedrigte Er ihn mit einer Vision Seiner Herrlichkeit, die dem Propheten seine absolute Sündigkeit und Unzulänglichkeit bewusst machte, und dann sicherte Er ihm die Vergebung seiner Sünden zu: daraufhin brach der Prophet zu einer äußerst undankbaren Mission auf (Jes. 6,1-12). Das Folge Geschehen zeigt, dass Gottes Maßnahmen bei Elia gleichfalls erfolgreich waren; er empfing einen neuen Auftrag und führte ihn gehorsam aus.

„Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle“ (V. 13). Das ist interessant. Soweit wir aus dem inspirierten Bericht schließen können, blieb Elia unbewegt angesichts der verschiedenen Entfaltungen der Macht Jehovas, so schrecklich sie auch anzusehen waren gewiss ein klares Anzeichen dafür, dass sein Gewissen nicht von Schuld belastet war! Doch sobald das stille, sanfte Sausen erklang, war er sofort angerührt. Der Herr sprach nicht in zornigem, strengem Ton zu Seinem Knecht, sondern mit Behutsamkeit und Sanftmut, um ihm zu zeigen, mit welch einem mitleidenden, gnädigen Gott er es zu tun hatte, und sein Herz war angerührt. Das hebräische Wort für „still“ ist das gleiche wie in Psalm 107, 29, wo es heißt: „und stillte das Ungewitter“. Das Verhüllen seines Antlitzes mit seinem Mantel drückte zwei Dinge aus: Seine Ehrfurcht vor der göttlichen Majestät und ein Empfinden seiner eigenen Unwürdigkeit wie die Seraphim, die in der Gegenwart des Herrn ihr Antlitz bedecken (Jes. 6,2-3). Als Abraham sich in der Gegenwart Gottes wusste, bekannte er, dass er „Erde und Asche“ war (1.Mose 18). Als Mose Ihn in dem brennenden Dornbusch schaute, „verhüllte er sein Antlitz“ (2.Mose 3).
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Kapitel.27 Ein stilles, sanftes Sausen

Zahlreich und nützlich sind auch die Lektionen für uns in diesem bemerkenswerten Abschnitt. Erstens dürfen wir daraus erkennen, dass es Gottes Art ist, das Unerwartete zu tun. Würden wir in die Runde fragen, was wir für wahrscheinlicher hielten: dass Gott durch den starken Wind und das Erdbeben geredet hat, oder durch das stille, sanfte Sausen, so kann ich mir vorstellen, dass die Mehrheit das erstere sagen würden. Und ist es nicht in unserer eigenen geistlichen Erfahrung ebenso? Wir bitten Ihn inständig, uns eine konkretere, festere Gewissheit unserer Annahme in Christus zu schenken, und warten dann auf Seine Antwort in Gestalt eines Stromschlages, der in unsere Seelen fährt, oder einer außergewöhnlichen Vision; stattdessen kommt sie in der stillen, sanften Stimme des Geistes, der unserem Geist bezeugt, dass wir Gottes Kinder sind. Wir flehen den Herrn an, dass wir in der Gnade wachsen mögen, und erwarten die Antwort in der Form einer bewussteren Freude an Seiner Gegenwart; stattdessen lässt Er uns nur deutlicher die verborgene Boshaftigkeit unseres Herzens sehen. Ja, Gott tut in Seinem Umgang mit uns oft das Unerwartete.

Zweitens, die herausragende Stellung des göttlichen Wortes. Zusammenfassend können wir sagen, dass es bei den verschiedenen Erscheinungen, deren Zeuge Elia auf dem Berg wurde, darum ging, dass der Herr zu ihm redete. Wenn es heißt „Der HERR war nicht“ in dem Wind, dem Erdbeben und dem Feuer, dann müssen wir das so verstehen, dass der Herr das Herz des Propheten nicht durch sie ansprach, sondern vielmehr durch das „stille, sanfte Sausen“. Für diese Deutung, dass es sich hierbei um ein Sinnbild für das Wort handelt, finden wir Bestätigung in der auffälligen Tatsache, dass das hebräische Wort für „sanft“ dasselbe ist wie in 2.Mose 16,14: „da lag’s in der Wüste rund und klein“; und ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, dass das Manna, mit dem der Herr das Volk Israel in der Wüste speiste, ein typologisches Bild für die Nahrung ist, die der Herr für unsere Seelen bereitet hat. Wenn auch die wunderbare Weisheit und die gewaltige Macht Gottes in der Schöpfung entfaltet sind, so kann Gott doch nicht durch die Natur verstanden und erkannt werden, sondern durch das Wort, wirksam gemacht durch den Geist.

Drittens, in den Erscheinungen auf dem Berg können wir eine anschauliche Darstellung des wesentlichen Unterschiedes zwischen dem Gesetz und dem Evangelium erkennen. Der starke Wind, das Erdbeben und das Feuer stellten das Schrecken verbreitende Gesetz dar (die gleichen Elemente waren auf dem Sinai gegenwärtig), doch das „stille, sanfte Sausen“ war ein passendes Sinnbild für „das Evangeliums des Friedens“, welches das aufgewühlte Herz zur Ruhe bringt. Wie Pflug und Egge notwendig sind, um die harte Erde aufzubrechen und für die Saat vorzubereiten, so ist ein Empfinden der Majestät, der Heiligkeit und des Zornes Gottes der Vorbote, der uns zurüstet, Seine Gnade und Liebe wertzuschätzen. Der gleichgültige Mensch muss wachgerüttelt werden, die Seele muss ihrer gefährlichen Lage bewusst gemacht und das Gewissen der Sündhaftigkeit der Sünde überführt werden, bevor es eine Hinwendung zu Gott und ein Entfliehen vor dem zukünftigen Zorn geben kann. Doch solche Erfahrungen sind nicht errettend: sie bereiten nur den Weg, wie das Amt Johannes des Täufers Menschen bereit machte, das Lamm Gottes zu sehen.
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Viertens, somit sehen wir in diesem Geschehen ein Gleichnis für Gottes gewöhnliche Vorgehensweise im Umgang mit Seelen, denn es ist normal, dass Er das Gesetz vor dem Evangelium anwendet. Auch wenn es heutzutage vielfach anders gelehrt wird, glaube ich noch immer, dass normalerweise der Geist zunächst verwundet, bevor Er heilt, dass Er der Seele die Schrecken der Hölle nahebringt, bevor Er eine Hoffnung des Himmels vermittelt, dass Er das Herz zur Verzweiflung bringt, bevor es zu Christus gebracht wird. Selbstgefälligkeit muss gründlich erschüttert und die Lumpen der Selbstgerechtigkeit müssen fortgerissen werden, wenn ein Empfinden tiefer Bedürftigkeit das Herz erfüllen soll. Die Hebräer mussten die Peitsche ihrer Herren spüren und in den Ziegelöfen ächzen, bevor sie sich danach sehnten, aus Ägypten befreit zu werden. Ein Mensch muss erkennen, dass er völlig verloren ist, bevor er um Errettung fleht. Wind und Feuer müssen ihr Werk verrichten, bevor sie die Botschaft der Freude wertschätzen können. Das Todesurteil muss gegen uns ausgesprochen sein, bevor wir uns an Christus wenden, um Leben zu empfangen.

Fünftens, dies ist oft Gottes Weise, Gebet zu erhören. Christen erwarten allzu gern von Gott, dass Er ihre Bitten mit eindrucksvollen Zeichen und spektakulären Wundern erfüllt, und weil dies nicht in spürbarer, bleibender Form geschieht, schließen sie daraus, dass Er sie nicht erhört. Aber die Gegenwart und Kraft Gottes dürfen nicht anabnormalen Manifestationen und außergewöhnlichen Heimsuchungen gemessen werden. Die Wunder Gottes werden selten mit Lärm und Gewalt gewirkt. Wessen Ohr kann das Fallen des Taus hören? Pflanzen wachsen still, aber gewiss. In der Gnade wie in der Natur wirkt Gott gewöhnlich sanft, behutsam, unbemerkt, außer an den hervorgebrachten Wirkungen. Die größte Treue und Hingabe an Gott sind nicht dort zu finden, wo Aufregung und Sensationslust herrschen. Der Segen Gottes ruht auf dem unaufdringlichen, beständigen Gebrauch Seiner fest bestimmten Gnadenmittel, und das erregt nicht die Aufmerksamkeit oberflächlicher und fleischlicher Menschen.

Sechstens, diese Szene auf dem Horeb richtet auch an Prediger eine wertvolle Botschaft. Wie viele Diener des Evangelium haben vollständig den Mut verloren, wenn auch aus geringerem Anlass als Elia. Sie waren unermüdlich in ihrer Arbeit, eifrig für den Herrn, treu in der Predigt des Wortes, doch es kommt nichts dabei heraus, die Menschen zeigen keine Reaktion, alles scheint vergeblich. Doch was macht das schon? Sei bemüht, im Glauben erneut die große Wahrheit zu erfassen, dass der Plan des Herrn nicht scheitern wird; dieser Plan umfasst das Morgen ebenso wie das Heute! Der Allerhöchste ist nicht auf ein einziges Werkzeug beschränkt. Elia dachte, das ganze Werk müsste durch seine Arbeit zustande gebracht werden, doch er wurde belehrt, dass er nur ein Faktor unter mehreren war. Tut eure Pflicht, wo immer euch Gott hingestellt hat: Pflügt ein Neues und sät die Saat aus, und wenn auch in euren Tagen keine Frucht sichtbar sein mag, wer weiß, ob nicht ein Elisa nach euch kommen und die Ernte einbringen wird.

Siebtens, hierin ist eine ernste Warnung an die Uneretteten enthalten. Gott lässt sich nicht ungestraft verspotten. Wenn Er auch langmütig ist, so gibt es doch eine Grenze für Seine Geduld. Diejenigen, die sich nicht zu gelegener Zeit der Heimsuchung unter dem Dienst Elias gebessert hatten, mussten zu spüren bekommen, was für eine furchtbaren Sache es ist, die göttlichen Warnungen zu verachten. Der Barmherzigkeit folgte Gericht, drastisch und vernichtend. Die festen Städte Israels wurden zerstört und ihre junge Mannschaft mit dem Schwert erschlagen. Ist dies das furchtbare Schicksal der gegenwärtigen Generation? Ist sie von Gott dem Untergang geweiht? Es sieht mehr und mehr so aus. Die Menge ist einem Geist des Wahn hingegeben. Die schlimmsten Vorboten eines herannahenden Sturmes werden dreist außer Acht gelassen. Die Worte der Knechte Gottes stoßen auf taube Ohren. O meine ungeretteten Leser, flieht ohne weiteren Aufschub zu Christus, bevor die Flut des Zornes Gottes euch verschlingt.
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

Das Versagen Elias war von anderer Art gewesen als dasjenige des Jona. Allem Anschein nach hatte er keine moralische Verfehlung begangen, indem er von Jesreel fortging; vielmehr war sein Verhalten im Einklang mit der Anweisung Christi an Seine Jünger: „Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere“ (Mt. 10,23). Sie sollten sich nicht übereilt in Gefahr begeben, sondern soweit dies mit Anstand möglich war, sollten sie Gefahren meiden und sich so für zukünftigen Dienst schonen wie es viele unserer Reformatoren und Mitglieder ihrer Herden taten, indem sie vor der bösen Königin Mary auf dem Kontinent Zuflucht nahmen. Gott hatte Elia nicht ausdrücklich Befehl gegeben, in Jesreel zu bleiben und das Werk der Erneuerung fortzusetzen, und „wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung“ (Röm. 4,15; Elberf.). Es war vielmehr so, dass der Herr Seinen Knecht durch „Umstände“ prüfte und ihn sich selbst überließ, um uns zu zeigen, was in seinem Herzen war. Er ließ es zu, dass der Prophet nach seinem Gutdünken handelte und seinen eigenen Neigungen folgte. Wäre hier noch mehr im Spiel gewesen wäre Elia des mutwilligen Ungehorsams schuldig gewesen, so hätte Gott am Berg Horeb gewiss anders reagiert als Er es jetzt tat.

Damit will ich nicht sagen, dass Elias Verhalten richtig war, aber wir sollten seine Verfehlung in einer fairen Perspektive sehen. Manche haben sein Verschulden übergroß dargestellt und ihm Dinge angelastet, die nicht gerechtfertigt sind. Gewiss glaube auch ich, dass er einen bedauerlichen Fehler beging, als er seinen Posten verließ, an den „die Hand des HERRN“ ihn gestellt hatte (1.Kön. 18,46), denn er hatte keine Weisung vom Meister empfangen, fortzugehen. Ebenso wenig kann ich seine Verdrießlichkeit unter dem Ginsterbusch rechtfertigen, oder seine Bitte an den Herrn, sein Leben von ihm zu nehmen den Zeitpunkt unseres Todes zu bestimmen steht Gott zu und niemals uns Menschen. Zudem enthielt die am Horeb zweimal gestellte Frage „Was machst du hier?“ offensichtlich eine sanfte Zurechtweisung: und doch war es mehr eine Fehleinschätzung der Situation als eine Herzenssünde, die Elia begangen hatte. Er hatte sich das Recht genommen, nach eigenem Gutdünken zu handeln und sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Gott ließ es geschehen, um uns zu zeigen, dass selbst die stärksten Charaktere butterweich werden, sobald Er Seine stützende Hand entzieht.

Wir haben gesehen, wie behutsam Jehova mit Seinem irregeleiteten Knecht in der Wüste umging; und auch hier am Horeb können wir nur staunen, wieviel Gnade Er ihm zuteil werden ließ. Das, was jetzt geschieht, erinnert an die Erfahrung des Psalmisten: Der Herr, sein Hirte, hatte ihn nicht nur auf grünen Auen gelagert, sondern spürbar „seine Seele erquickt“ (Ps. 23,2-3). Er, der Seinen Knecht unter dem Ginsterbusch erfrischt und gespeist hatte, heilt ihn jetzt von seinen nutzlosen Klagen, führt ihn zurück aus seinen Irrwegen und erhebt ihn in einen ehrenhaften Stand in Seinem Dienst. Elia war außerstande, sich selbst aufzurichten, und es gab keinen Menschen, der ihn aus dem Sumpf der Verzagtheit hätte befreien können; doch wo weit und breit niemand war, der sich seiner erbarmte, da hatte der Herr Mitleid mit ihm. Und ist es nicht ebenso in der Erfahrung eines jeden Knechtes und Kindes Gottes? Er, der uns ursprünglich aus unseren furchtbaren Grube zog, sorgt auch weiterhin für uns, und wenn wir von Ihm abirren, so erquickt Er unsere Seelen und führt uns auf die rechte Straße zurück.
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Joschie
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

„Aber der HERR sprach zu ihm: Geh wieder deines Weges durch die Wüste nach Damaskus“ (1.Kön. 19,15). „Der Prophet beklagte das Scheitern all seiner Anstrengungen, Gott zu verherrlichen, sowie die störrische Entschlossenheit seines Volkes, in ihrer Abtrünnigkeit zu verharren. So verbrachte er seine Zeit in der Höhle am Horeb, über seiner Enttäuschung brütend und sich quälend mit düsteren Gedanken über das Verhalten des Volkes. Ein einsamer Ort ohne jede Möglichkeit einer Beschäftigung mag zu einer solchen Stimmungslage passen, sie sogar fördern, aber er würde sie niemals bessern; und so hätte Elia leicht in tiefe Melancholie oder in offenen Wahnsinn verfallen können. Die einzige Hoffnung für Menschen in einer solchen Lebenslage besteht darin, aus ihrem einsamen Versteck herauszukommen und aktiv in eine sinnvolle, gemeinnützige Beschäftigung hineingestellt zu werden. Das ist das beste Rezept gegen Melancholie: etwas in Angriff nehmen, das körperliche Betätigung verlangt und anderen nützt. Daher wies Gott Elia an, diesen einsamen Aufenthaltsort zu verlassen, der die Traurigkeit und Verwirrung seines Geistes nur noch schlimmer machte; und Er gab ihm einen Auftrag an einem weit entfernten Ort“ (John Simpson).

„Aber der HERR sprach zu ihm: Geh wieder deines Weges durch die Wüste nach Damaskus“ (V.15). Das ist Gottes Therapie, wenn Er die Seele eines Seiner verirrten Kinder wieder aufrichtet; Er lässt es seine Schritte zurückverfolgen und an den Ort der Pflicht zurückkehren. Als Abraham Ägypten ,wohin er in der Zeit der Hungersnot „hinabgezogen“ war (1.Mose 12,10), verließ, zog er, so lesen wir, „immer weiter vom Südland bis nach Bethel, an die Stätte, wo zuerst sein Zelt war“ (1.Mose 13,3). Als die Gemeinde zu Ephesus „ihre erste Liebe verlassen“ hatte, war Christi Botschaft an sie: „Denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“ (Offb. 2,4-5). So muss auch Elia hier den Weg zurückgehen, den er gekommen war, durch die arabische Wüste, die Teil des Weges war, den er auf seiner Reise nach Damaskus zurücklegen würde. Dies ist noch immer Gottes Wort an Seine verirrten Schafe: „Kehre zurück, du abtrünniges Israel, spricht der HERR, so will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig“ (Jer.3,12).

Als Petrus über seine große Sünde Buße tat, vergab der Herr ihm nicht nur, sondern Er setzte Seinen Knecht auch erneut in sein Amt ein: „Weide meine Schafe“ (Joh. 21,16). Und so erquickt der Herr auch hier nicht nur die Seele des Propheten, sondern gab ihm gleichzeitig neue Arbeit in Seinem Dienst. „Gehe hin und salbe Hasaël zum König über Aram“ (V. 15). Damit ließ Jehova Elia dieselbe hohe Ehre zuteil werden wie damals dem Samuel (1.Sam. 16,13). Wie gnädig ist unser Gott! Wie geduldig trägt Er unsere Schwachheiten! Beachte, wie diese Schriftstelle lehrt, dass es nicht vom Volk, sondern von Gott abhängt, dass Könige regieren (vergl. Spr. 8,15). „Es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet“ (Röm. 13,1). In unserem „demokratischen“ Zeitalter ist es notwendig, dass Diener des Evangeliums diese Wahrheit betonen: „Sei untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter“ (1.Petr. 2,13-14). Oder, wie der Apostel an Titus schrieb: „Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der Obrigkeit untertan und gehorsam seien“ (3,1).
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

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Kapitel 28 Elias Wiederherstellung




„Und Jehu, den Sohn Nimschis, zum König über Israel“ (V. 16). Niemand kann regieren außer denjenigen, die der Herr zu Königen macht, und die auch nur, solange es Ihm gefällt. Diese „Salbung“ verkündet ihre göttliche Ernennung zu diesem Amt, sowie die Eigenschaft, mit der sie für ihre Arbeit ausgestattet werden sollten. Der Herr Jesus, der „gesalbt mit heiligem Geist“ war (Apg. 10,38), vereinte in sich selbst die Ämter des Propheten, des Priesters und des Königs: das sind die einzigen Personen, von denen es in der Schrift heißt, dass sie gesalbt werden sollten. Ungläubige haben gegen den vorliegenden Vers Einwand erhoben mit dem Hinweis, dass Jehu nicht von Elia, sondern von einem jungen Propheten unter der Leitung Elisas gesalbt wurde (2.Kön. 9,1-6). Dieser Einwand kann auf zweierlei Weise entkräftet werden. Erstens, Jehu könnte zweimal gesalbt worden sein, wie David (1.Sam. 16,13; 2.Sam. 2,4); oder gemäß Joh. 4,1-2, „... dass Jesus mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes – obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger“, könnte man sagen, dass Jehu von Elia gesalbt wurde, weil das, was 2.Kön. 9 stattfand, nach seiner Anweisung geschah.

„Und Elisa, den Sohn Schafats, von Abel-Mehola zum Propheten an deiner Statt“ (V. 16). Darin sehen wir eine zusätzliche Gunst, die Elia gewährt wurde, dass er die fast einzigartige Ehre haben sollte, seinen Nachfolger einzusetzen. Was den Geist des Tischbiters so sehr niedergedrückt hatte, war die Erfolglosigkeit, die seine Bemühungen begleitete: Auf die götzendienerische Nation schien keinerlei Eindruck erzielt worden zu sein, er als einziger schien um die Ehre Gottes bemüht zu sein, und jetzt war sein eigenes Leben in Gefahr. Welchen Trost muss sein Herz empfunden haben angesichts der göttlichen Zusicherung, dass ein anderer bestimmt war, die Mission weiterzuführen, die er so eifrig betrieben hatte! Bislang war niemand da gewesen, um ihm zu helfen, doch in der Stunde seiner Verzweiflung versorgt Gott ihn mit einem geeigneten Gefährten und Nachfolger. Es war immer ein großer Trost für gottesfürchtige Pastoren und ihre Herden zu wissen, dass es Gott niemals an Werkzeugen mangeln wird, um Sein Werk tun, und dass, wenn sie aus dem Dienst scheiden, andere eingesetzt werden, um die Arbeit fortzuführen. Eines der traurigsten und beunruhigenden Merkmale unseres entarteten Zeitalters besteht darin, dass die Reihen der Gerechten sich so sehr gelichtet haben und dass so gut wie gar keine mehr heranreifen, um an ihre Stelle zu treten. Das ist es, was die Aussichten doppelt finster macht.

„Und es soll geschehen: Wer dem Schwert Hasaël entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten“ (V. 17). Elia hatte seine Arbeit treu getan, doch Israel musste es noch mit anderen Werkzeugen Gottes zu tun bekommen: die drei Männer, die zu salben er beauftragt war, würden ihrerseits Gericht über das Land bringen. Gott war unendlich eifriger um Seine eigene Ehre bemüht, als es Sein Knecht je sein konnte, und Er würde unter keinen Umständen Sein Anliegen aufgeben oder zulassen, dass Seine Feinde triumphierten, wie es der Prophet befürchtete. Doch beachte die Vielfalt der Werkzeuge, die der Herr einsetzte: Hasaël, den König von Aram; Jehu, den rauen Hauptmann Israels; und Elisa, einen jungen Bauern das sind gewaltige Unterschiede! Und doch wurde jeder von ihnen für ein besonderes Werk in Zusammenhang mit dem götzendienerischen Volk damals gebraucht. Ja, „das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht“ (1.Kor. 12,21). Wie manche der kleineren, schwächeren Glieder des Leibes die nützlichsten und wichtigsten Aufgaben erfüllen, so geschieht es oft durch die ungebildetsten, scheinbar unqualifiziertesten Menschen, dass
Gott die größten Heldentaten in Seinem Reich vollbringt.
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Joschie
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

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Kapitel 28 Elias Wiederherstellung

Wir können hieran auch sehen, wie Gott Seine hohe Souveränität in den Werkzeugen ausübt, die Er zum Einsatz bringt. Weder Hasaël noch Jehu waren fromme Männer: Der erstere kam auf den Thron, indem er seinen Vorgänger heimtückisch ermordete (2.Kön. 8,15), während wir von dem letzteren lesen: „Aber doch hielt Jehu nicht das Gesetz des HERRN, dass er darin wandelte von ganzem Herzen; denn er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams“ (2.Kön. 10,31). Es ist oft Gottes Methode, sich böser Menschen zu bedienen, um jene zu bestrafen, die besondere Gunstzuweisungen aus Seiner Hand genossen, aber dieselben mit Füßen traten. Es ist wahrhaft bemerkenswert, wie der Allerhöchste Sein Ziel durch Menschen erreicht, deren einziger Gedanke es ist, wie sie ihre bösen Begierden befriedigen können. Gewiss, ihre Sünden werden weder gemindert noch vergeben, nur weil sie die Ratschlüsse des Himmels ausführen; ja, sie werden für das Böse sogar voll zur Verantwortung gezogen, und doch tun sie nur das, was Gottes Hand und Ratschluss zuvor bestimmt hat, dass es getan werde, und dienen als Seine Werkzeuge, um Gericht über Sein abtrünniges Volk zu bringen.

„Und es soll geschehen: Wer dem Schwert Hasaël entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten.“ Das ist eine unbeschreiblich ernste Ankündigung. Obwohl Gott „mit großer Geduld“ die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt sind, erträgt, gibt es doch auch für Seine Langmut eine Grenze; „Wer gegen alle Warnung halsstarrig ist, der wird plötzlich verderben ohne alle Hilfe“ (Spr. 29,1). Lange hatte Gott jene schreckliche Beleidigung Seiner Majestät ertragen, aber die Baals Anbeter sollten in Kürze erfahren, dass Sein Zorn ebenso groß war wie Seine Macht. Sie waren treu und gewissenhaft verwarnt worden: dreieinhalb Jahre hatte eine furchtbare Trockenheit und Hungersnot auf ihrem Land gelegen. Ein bemerkenswertes Wunder war auf dem Karmel gewirkt worden, doch all das hatte nur einen flüchtigen Eindruck im Volk hinterlassen. Und jetzt kündigt Gott an, dass das Schwert sein furchterregendes Werk tun werde, und zwar nicht milde, sondern gründlich, bis das Land ganz von diesem großen Übel gereinigt war. Diese Ereignisse wurden allen zukünftigen Generationen zur Warnung aufgezeichnet! Der Herr hat sich nicht verändert: selbst jetzt, da ich dies schreibe, gehen Seine Gerichte über einen Großteil der Welt. Ach, mögen doch die Nationen auf Seine Stimme achten, bevor es zu spät ist!

„Ich habe siebentausend in Israel übriggelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat" (V. 18; Elberf.). Was diesen Vers anbelangt, muss ich der großen Mehrheit der Kommentatoren entschieden widersprechen, die darin einen göttlichen Tadel für den düsteren Pessimismus des Propheten sehen und annehmen, es wäre Gottes Antwort auf sein verzagtes „Ich allein bin übriggeblieben“, während es doch in Wahrheit eine große Menge in Israel gab, die es ablehnte, am allgemeinen Götzendienst teilzunehmen. Aus verschiedenen Gründen kann ich diese Sichtweise nicht teilen. Ist es vorstellbar, dass es tatsächlich Tausende in Israel gab, die Jehova treu blieben, und dass der Prophet von ihrer Existenz absolut nichts bemerkt hatte? Es überrascht nicht, bei einem bekannten Autoren zu lesen: „Es hat mich oft verwundert, wie jene siebentausend heimlichen Jünger sich so versteckt halten konnten, dass ihr großer Anführer überhaupt nicht von ihnen wusste: Rosenöl wird seine Gegenwart immer verraten, so sehr wir es auch verstecken“ doch mit solchen Aussagen schafft er sich sein eigenes Problem. Hinzu kommt: diese Sichtweise ist nicht im Einklang mit dem Zusammenhang: Warum sollte der Herr, nachdem Er den Propheten gerade geehrt hat, ihn jetzt plötzlich
tadeln?

Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass die zweite Lesart für „Ich habe siebentausend übriggelassen“ heißt: „Ich werde siebentausend übriglassen“ (Elberf. Fußnote). Das Hebräische lässt beides zu, aber ich ziehe letztere Lesart vor, denn sie beseitigt nicht nur die Schwierigkeit der Unkenntnis Elias (die in der ersteren zweifellos enthalten ist), sondern sie harmoniert auch viel besser mit dem Kontext. Der Herr war dabei, Seinen verzagten Knecht liebevoll zu trösten. Zuerst setzte der Herr den Propheten in Kenntnis, dass ein anderer an seine Stelle treten und seine Mission fortführen sollte. Als nächstes erklärt Er, dass Ihn die furchtbare Situation keineswegs gleichgültig lasse, sondern dass Er in nächster Zukunft mit den Übeltätern kurzen Prozess machen würde. Und nun versichert Er ihm, dass, wenn auch Sein umfassendes Gericht Israel heimsuchen würde, Er sie dennoch nicht endgültig vernichten, sondern sich einen Überrest bewahren würde. Römer 11,4 steht hierzu nicht im Widerspruch, vorausgesetzt, wir ersetzen das Wort „Antwort“ mit „Orakel“ (wie es der griechische Text verlangt!), denn Gott antwortet nicht auf einen Einwand, sondern verkündet Elia zukünftige Dinge.
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung


Somit wird deutlich, dass ich nicht nur zu Vers 18, sondern zu dem gesamten Abschnitt einen völlig anderen Standpunkt vertrete als allgemein üblich. Jeder Autor, den ich zu diesen Versen gelesen habe, geht davon aus, dass der Herr Seine Unzufriedenheit mit einem widerspenstigen Knecht zum Ausdruck bringt, dass Er mit ihm ins Gericht geht, indem Er ihn seiner Ehrenstellung enthebt und Elisa an seiner Statt ernennt. Doch abgesehen von dem sanften Tadel, der in Seiner Frage „Was machst du hier, Elia?“ enthalten ist, gibt es hier nichts, das des Herrn Unzufriedenheit anzeigt – ganz im Gegenteil. Vielmehr verstehe ich diese Verse als einen Bericht von der tröstenden Antwort Gottes auf die Verzagtheit des Propheten. Elia hatte das Gefühl, dass die Mächte des Bösen gesiegt hätten: der Herr verkündet, dass die Baalsverehrung vollends vernichtet werden sollte (V. 17 u. 2.Kön. 10,25-28). Elia trauerte, weil er „allein übriggeblieben“ war: der Herr erklärt, „Ich will übriglassen siebentausend in Israel“. So verzweifelt war die Situation, dass Elia damit rechnen musste, getötet zu werden: Der Herr verheißt, dass Elisa seine Mission vollenden wird. So beschwichtigte Jehova äußerst behutsam seine Ängste und gab ihm neue Gewissheit ins Herz.

Den Versen, die wir hier betrachten, möchte ich die Worte Christi an Seine Jünger zur Seite stellen: „Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan“ (Joh. 15,15) das war ein Ausdruck der innigen Gemeinschaft, die Er mit ihnen pflegte. Ebenso war es bei Elia. Der Herr der Heerscharen hatte sich herabgeneigt, um ihn zukünftige Dinge wissen zu lassen, was sicherlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn Elia sich von ihm entfremdet hätte. Es war wie in jenem Vers in 1.Mose 18,17: „Da sprach der HERR: Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will?“ Das tat Er nicht, denn Abraham war ein „Freund Gottes“ (Jak. 2,23). Es ist sehr tröstlich zu sehen, wie der Herr Elias Seele erneut in die innigste Gemeinschaft mit Sich hineinzog, indem Er ihn von seiner Schwermut heilte und wieder in Seinen Dienst stellte.
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Kapitel.28 Elias Wiederherstellung

Somit wird deutlich, dass ich nicht nur zu Vers 18, sondern zu dem gesamten Abschnitt einen völlig anderen Standpunkt vertrete als allgemein üblich. Jeder Autor, den ich zu diesen Versen gelesen habe, geht davon aus, dass der Herr Seine Unzufriedenheit mit einem widerspenstigen Knecht zum Ausdruck bringt, dass Er mit ihm ins Gericht geht, indem Er ihn seiner Ehrenstellung enthebt und Elisa an seiner Statt ernennt. Doch abgesehen von dem sanften Tadel, der in Seiner Frage „Was machst du hier, Elia?“ enthalten ist, gibt es hier nichts, das des Herrn Unzufriedenheit anzeigt – ganz im Gegenteil. Vielmehr verstehe ich diese Verse als einen Bericht von der tröstenden Antwort Gottes auf die Verzagtheit des Propheten. Elia hatte das Gefühl, dass die Mächte des Bösen gesiegt hätten: der Herr verkündet, dass die Baalsverehrung vollends vernichtet werden sollte (V. 17 u. 2.Kön. 10,25-28). Elia trauerte, weil er „allein übriggeblieben“ war: der Herr erklärt, „Ich will übriglassen siebentausend in Israel“. So verzweifelt war die Situation, dass Elia damit rechnen musste, getötet zu werden: Der Herr verheißt, dass Elisa seine Mission vollenden wird. So beschwichtigte Jehova äußerst behutsam seine Ängste und gab ihm neue Gewissheit ins Herz.

Den Versen, die wir hier betrachten, möchte ich die Worte Christi an Seine Jünger zur Seite stellen: „Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan“ (Joh. 15,15) das war ein Ausdruck der innigen Gemeinschaft, die Er mit ihnen pflegte. Ebenso war es bei Elia. Der Herr der Heerscharen hatte sich herabgeneigt, um ihn zukünftige Dinge wissen zu lassen, was sicherlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn Elia sich von ihm entfremdet hätte. Es war wie in jenem Vers in 1.Mose 18,17: „Da sprach der HERR: Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will?“ Das tat Er nicht, denn Abraham war ein „Freund Gottes“ (Jak. 2,23). Es ist sehr tröstlich zu sehen, wie der Herr Elias Seele erneut in die innigste Gemeinschaft mit Sich hineinzog, indem Er ihn von seiner Schwermut heilte und wieder in Seinen Dienst stellte.

„Und Elia ging von dort weg und fand Elisa, den Sohn Schafats, als er pflügte mit zwölf Jochen vor sich her, und er war selbst bei dem zwölften. Und Elia ging zu ihm und warf seinen Mantel über ihn“ (V. 9). Dies ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Herr die Seele Seines Knechts tatsächlich geheilt hatte. Elia widersprach nicht, verlor auch keine Zeit, sondern folgte umgehend. Gehorsam ist immer der Prüfstein unserer Beziehung zu Gott: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh. 14,15). In diesem Fall bedeutete das eine schwierige Reise von etwa einhundert und sechzig Meilen der Entfernung zwischen dem Horeb und Abel-Mehola (V. 16; und vergl. 4,12), wobei der große Teil der Strecke durch Wüste führte; aber wenn Gott uns beauftragt, dann ist es an uns, einzuwilligen. Für Neid und Eifersucht, dass ein anderer seine Stelle einnehmen sollte, war hier kein Platz: sobald Elia Elisa begegnete, warf er seinen Mantel über ihn ein Hinweis auf seine Belehnung mit dem Prophetenamt und ein Zeichen der Freundschaft, dass er ihm Fürsorge und Unterweisung geben würde. So verstand es auch der junge Farmer, wie wir an seiner Antwort sehen können: „Und er verließ die Rinder und lief Elia nach und sprach: Lass mich meinen Vater und meine Mutter küssen, dann will ich dir nachfolgen“ (V. 20). Der Geist Gottes bewegte ihn, den Ruf anzunehmen, so dass er umgehend all seine weltlichen Erwartungen aufgab. Sieh nur, wie leicht der Herr Menschen anregen kann, sich Seinem Werk selbst angesichts großer Schwierigkeiten zu widmen. „Hätte er sich mit Fleisch und Blut beraten, so wäre er wohl sehr unwillig gewesen, sich in Elias Lage zu begeben und ebenfalls ein Gejagter zu werden in so gefährlichen Zeiten, in denen nichts als Verfolgung zu erwarten war.

Doch Elisa wollte lieber ein Diener des Propheten werden als der Herr einer großen Farm und gab alles freudig auf für Gott. Wenn Gottes Gnade einen Menschen anspricht, kann sie jedes Hindernis beseitigen und jedes Vorurteil besiegen“ (Robert Simpson). „Gehe, kehre zurück! denn was habe ich dir getan?“ (V. 20; Elberf.). Elia antwortet ihm ohne jede Selbstüberhebung und in völliger Selbstverleugnung. Wie Johannes der Täufer (der in seinem Geist kam; Lk. 1,17) war er gesandt, um einen anderen einzuführen, und seine Redeweise hier drückt aus: „Er muss zunehmen, ich muss abnehmen.“ Wunderbare Demut! „Und Elisa wandte sich von ihm weg und nahm ein Joch Rinder und opferte es und mit den Jochen der Rinder kochte er das Fleisch und gab’s den Leuten, dass sie aßen. Und er machte sich auf und folgte Elia nach und diente ihm“ (V. 21). Dieser Vers gibt dem Bild auf anmutige Weise den letzten Pinselstrich. Wahrlich, Elisa sah in Elia nicht jemanden, den der Herr ins Abseits gestellt hatte! Welch ein Trost für den Tischbiter, jetzt einen so ehrerbietigen, liebevollen Mann zum Gefährten zu haben; und welch ein Privileg für diesen jungen Mann, unter einem so erhabenen Lehrer zu stehen! Und wo ist Elias nächste Erwähnung in der Heiligen Schrift? Hier: „Aber das Wort des HERRN kam zu Elia, dem Tischbiter: Mach dich auf und geh hinab Ahab, dem König von Israel zu Samaria, entgegen“ (1.Kön. 21,17-18): Dies widerlegt endgültig den verbreiteten Gedanken, dass Gott ihn aus Seinem Dienst entlassen hatte. Eindeutig war er vollends wieder eingesetzt und genoss wieder die alte Beziehung
mit seinem Meister. Deshalb habe ich dieses Kapitel „Elias Wiederherstellung“ genannt.
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Kapitel.29 Nabots Weinberg

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Kapitel.29 Nabots Weinberg

Der Inhalt von Kapitel 20 hat sich für die meisten derer, die darüber geschrieben haben, als sehr problematisch dargestellt. Es beginnt mit der Aussage: „Und Ben-Hadad, der König von Aram, versammelte seine ganze Streitmacht, und es waren zweiunddreißig Könige mit ihm und Ross und Wagen. Und er zog herauf und belagerte Samaria und kämpfte gegen die Stadt.“ Er war sich des Sieges so gewiss, dass er Boten zu Ahab sandte und ihm sagen ließ: „Dein Silber und dein Gold ist mein, und deine Frauen und deine besten Söhne sind auch mein“ (V. 3). Nach allem, was wir von Ahabs vielen und schweren Sünden gelesen haben, könnten wir vermuten, dass der Herr dem Unternehmen Ben-Hadads Erfolg schenken und ihn benutzen würde, um Ahab und seine gottlose Gefährtin zu demütigen und zu strafen. Doch diese Erwartung erfüllt sich nicht. So befremdlich es anmutet, lesen wir zu unserer Überraschung, dass ein Prophet zu Ahab kam und ihm sagt: „So spricht der HERR: Siehst du diese große Menge? Wahrlich, ich will sie heute in deine Hand geben, dass du wissen sollst: Ich bin der HERR“ (V. 13). Und unmittelbar anschließend folgt die Erfüllung der Voraussage: „Und der König von Israel zog aus und schlug Ross und Wagen“ (V. 21). So war der Sieg also nicht auf Seiten Ben-Hadads, sondern Ahabs.

Dies ist auch kein Einzelfall, denn als nächstes lesen wir: „Da trat der Prophet zum König von Israel und sprach zu ihm: Wohlan, rüste dich und merke auf und sieh zu, was du tust! Denn der König von Aram wird gegen dich heraufziehen, wenn das Jahr um ist“ (V.22). Das scheint sehr merkwürdig: dass der Herr jemandem wie Ahab zur Hilfe kommt. Wieder erfüllt sich die Vorhersage, denn Ben-Hadad kam mit so gewaltigen Truppen, dass Israels Armee aussah „wie zwei kleine Herden Ziegen. Von den Aramäern aber war das Land voll“ (V. 27). Noch einmal kam ein Prophet zu Ahab und sprach: „So spricht der HERR: Weil die Aramäer gesagt haben, der HERR sei ein Gott der Berge und nicht ein Gott der Täler, so habe ich diese große Menge in deine Hand gegeben, damit ihr erkennt: Ich bin der HERR“ (V. 28). Das Ende war: Israel schlug von den Aramäern hunderttausend Mann Fußvolk an einem Tag“ (V. 29). Doch weil er Ben-Hadad frei ließ, verkündete ihm ein anderer Prophet: „So soll dein Leben für sein Leben einstehen“ (V. 42.)

Gottes Zeitpunkt, Ahab und alle, die ihm in seinem Götzendienst gefolgt waren, zu vernichten, war noch nicht da. Nicht durch Ben- Hadad, sondern durch Hasaël sollte die göttliche Rache erfolgen. Doch wenn die Stunde der Vergeltung noch nicht gekommen war, weshalb war es Ben-Hadad dann gestattet, das Land Samaria so zu bedrohen? Nun, die Antwort auf diese Frage wirft Licht auf das oben genannte Problem. Der „Tag des Herrn“ wird aufgeschoben, weil der Herr langmütig mit Seinen Auserwählten ist und „nicht will, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde“ (2.Petr. 3,5-9). Erst als Noah und seine Familie sicher in der Arche waren, öffneten sich die Fenster des Himmels und schütteten ihre verheerenden Fluten aus. Erst als Lot aus Sodom gerettet war, fielen Feuer und Schwefel auf die Stadt: „Ich kann nichts tun (sagt der Racheengel) bis du hineinkommst (in die Zufluchtstadt)“ (1.Mose 19,22). Ebenso war es hier: Erst wenn Elia und sein Gehilfe ihr Werk vollendet hatten, erst wenn die „Siebentausend“, die Jehova übriggelassen hatte, herausgerufen waren, würde das Werk des Gerichts vollzogen werden.
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