Die Sünde zum Tod (1. Joh. 5,16)

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Jose
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Die Sünde zum Tod (1. Joh. 5,16)

Beitrag von Jose »

Im 1. Johannesbrief lesen wir:

"Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht im Hinblick auf sie sage ich, dass er bitten solle." 1.Joh 5,16

Was ist die Sünde zum Tod und, gibt es eine Sünde, die nicht zum Tod ist? Ist denn nicht der Lohn der Sünde der Tod?

Und kann ein Gläubiger, hier ein Bruder, eine Sünde zum Tod begehen?

Von Peter01 gibt es ein Video zum Thema, aber ich bin damit leider nicht klargekommen. Vielleicht hat jemand hier Antworten oder Überlegungen, die mir weiterhelfen.

Vielen Dank und Gruß,
José

joasch
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Re: Die Sünde zum Tod (1. Joh. 5,16)

Beitrag von joasch »

Hallo José,

ich war lange nicht mehr im Bifo aktiv und sehe, daß deine Frage leider schon seit neun Monaten hier unbeantwortet steht. Hier ist es ja ziemlich ruhig geworden, mich eingeschlossen. :oops:

Zu deiner Frage:

Dem Kontext nach ist mit der "Sünde zum Tod" die Leugnung der Gottheit Jesu bzw. der Abfall vom Glauben gemeint:
Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren ... Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? ... Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, der hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott von seinem Sohn abgelegt hat. (1Jo 5,1.4-5.10)
Vergleiche dazu die Worte des Apostels aus Kapitel 2:
Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind jetzt viele Antichristen aufgetreten; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind. ... Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. (1Jo 2,18-19.22-23)
Wenn also jemand im Unglauben verharrt und beständig leugnet, daß Jesus Christus Gott ist (besonders, wenn er es vorher zu glauben bekannt hat), dann spricht er sich selbst das Urteil. Solche bekehren zu wollen ist vergebliche Liebesmüh. Bei allen anderen Sünden hingegen sollen wir Geschwister liebevoll und klar auf sündiges Verhalten hinweisen, wenn es uns auffällt, ihnen aber nicht.

Wichtig ist hierbei aber auch, die geradezu seelsorgerlichen Worte des Apostels in den ersten beiden Kapiteln zu beachten. Manche Geschwister, besonders solche, die noch neu oder ungefestigt im Glauben sind, beziehen solche Worte über Abgefallene vorschnell auf sich. Wenn wir die Gesamtaussage des Briefes beachten, kann das zu ggf. einer kritischen Selbstprüfung veranlassen, sollte aber nicht zur Verzweiflung führen.
Solus Christus - Sola Gratia - Sola Fide - Sola Scriptura - Tota Scriptura

Jose
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Re: Die Sünde zum Tod (1. Joh. 5,16)

Beitrag von Jose »

Hallo joasch,
herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Die habe ich einige Male gelesen und mir Gedanken darüber gemacht. Aus dem Bibeltext erkenne ich aber nicht, dass es darum geht, nicht für jemanden zu beten, der eigentlich nie gläubig war und halsstarrig den Glauben und die Gottheit Jesu ablehnt. Ich werde über deine Gedanken aber weiter nachdenken.

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Joseph28
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Re: Die Sünde zum Tod (1. Joh. 5,16)

Beitrag von Joseph28 »

Hallo, alle miteinander -

Der Vers spielt auf Sünden an, die gegen den Leib Christi begangen wurden.

Zum Beispiel haben Ananias und Saphira über ihre wohltätigen finanziellen Beiträge zum Leib Christi gelogen und deshalb den Heiligen Geist belogen. Sie starben (Apo. 5,4).

Mehrere Christen in Korinth entschlafen, weil sie den Leib Christi (Mahl und Kelsch) missbraucht hatten (1. Kor 11,20). Der Begriff bedeutet, dass sie gestorben sind.

In der Offenbarung wurde Isebel wegen ihrer Sünden gegen den Leib Christi bis zum Tode auf einem Krankenbett geworfen (Off. 2,20). Isebel war für die Unreinheit der Lehre und die sexuelle Unmoral in ihrer örtlichen Gemeinde verantwortlich.

Was sollen wir daraus schließen? Wir dürfen keine Sünden gegen den Leib Christi sanktionieren. Wir müssen anderen Gläubigen sagen, wenn sie gegen den Leib Christi sündigen, aber wir dürfen diese Sünden nicht als typische Sünden sanktionieren.

1. Joh. 5,16-17 (Schlachter 2000)
16 Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so soll er bitten, und Er wird ihm Leben geben, solchen, die nicht zum Tode sündigen. Es gibt Sünde zum Tode; dass man für eine solche bitten soll, sage ich nicht.

17 Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; aber es gibt Sünde nicht zum Tode.
Diese beiden Verse unterscheiden zwischen Sünden gegen den Leib Christi und allen anderen Sünden.
„Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.“ (1.Johannes 1,4)

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