Die "Stille Zeit" ist nicht biblisch!
Verfasst: 12.04.2005 19:59
Thesen zur "Stillen Zeit"
Generell ist nichts gegen eine Zeit einzuwenden, in der man in der Stille betet und/oder Bibel ließt etc.. Aber die "Stille Zeit" als solche, als determinierte christliche Einrichtung, ist an manchen Punkten zu hinterfragen.
1. Der Begriff "Stille Zeit" ist kein biblischer Begriff und wenn man so will auch keine biblische Handlung. Wir finden in der Bibel Menschen die beten und die die Schrift lesen bzw. hören (vgl. 1.Tim.4,13 u.a. – damals konnte lange nicht jeder lesen und schon gar nicht hatte jeder eine "Bibel" gehabt [richtig anders wurde dies übrigens erst im 16.Jhd. mit Erfindung der Buchdruckerkunst - bis dahin konnte nicht jeder lesen, geschweige denn hatte seine eigene Bibel!]; daneben konnten Sklaven froh sein, wenn sie einmal in der Woche die Gemeinde besuchen durften, um Gottes Wort zu hören und Gemeinschaft zu haben!), aber niemanden, der "Stille Zeit" macht. Die Aussagen, dass Jesus oder andere Personen in der Bibel etwas morgens (oder zu einem anderen Zeitpunkt) gemacht haben darf nicht so gedeutet werden, dass (a) wir dies dann auch so machen sollen (es wird z.B. auch nicht berichtet, dass Jesus "jeden Tag" morgens betete!); (b) dies mit der heute so verstandenen "Stillen Zeit" gleichgesetzt werden darf.
2. Die meisten christlichen Kreise, die eine "Stille Zeit" einhalten, machen ein unbiblisches Gesetz daraus. Sie meinen, es wäre Sünde, wenn sie einen Tag (oder länger) ihre "Stille Zeit" nicht "eingehalten" haben. Manche haben schon ein schlechtes Gewissen, wenn sie es nicht morgens (oder zu einem bestimmten Zeitpunkt) schaffen. Sie lesen daran ihre Treue und ihre Disziplin für den Herrn ab - vielleicht sogar ihre Geistlichkeit und ihr Heil (vielleicht auch der "Frömmigkeits-Vergleich" mit anderen: um so früher und desto länger, umso besser!). Als wenn Gott sie bestrafen und/oder seinen Segen (am Tag) wegnehmen würde, wenn sie es nicht (morgens) tun. Damit wird dies zu einem Gesetz, einer religiösen Übung, bei dem man meint, Gott durch das Opfer der Stillen Zeit wohlgefällig zu sein (oder Gott für einen selber wohlgefällig zu machen). Dies artet in Gesetzlichkeit und unbiblischem Frömmigkeitsstreß aus und vermittelt nicht nur ein falsches Heil- und Heiligungsverständnis, sondern auch ein falsches Gottesbild. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Lehre und Praxis der "Stillen Zeit" zumeist in Kreisen auftritt, in denen man die Souveränität (Erwählung, Gnade, Herrschaft) Gottes durch menschliche Werke(freier Wille und Werkgerechtigkeit durch ein falsches Heiligungsverständnis) ersetzen will. Schon allein daran sieht man, dass die "Stille Zeit" als solche nicht in die Lage versetzt, rechte Lehre und rechte Glaubenspraxis zu haben. Denn trotz aller intensiven "Stillen Zeit" lehrt man Werkgerechtigkeit, Schwärmerei oder andere Dinge. Da hilft auch nicht noch ne Stunde länger oder noch ne Stunde eher....! Wer wirklich in die Schrift schaut, der wird so etwas nicht lehren, glauben oder praktizieren!
Natürlich ist es gut die Bibel zu kennen (nicht nur zu lesen!) - aber es ist wichtig (wichtiger) sie richtig zu kennen, und nicht im Raster einer falschen Traditions-Theologie (oder sonst einem unbiblischen Raster). Es ist nicht nur ein Segen gewesen, dass alle Menschen die Bibel in der Hand hatten und lesen konnten. Es wurden dadurch viele individuelle und falsche Lehren weitergegeben - und dies ist auch heute so. Es geht aber gerade nicht darum, was die Bibel "mir" oder "unserer Gemeinde" sagt, sondern es geht darum, was die Bibel wirklich sagt - und dies sagt sie dann auch ausnahmslos allen gleich! Wir sollen schon das Wort Gottes reichlich in uns wohnen haben - aber in rechter Weise (Kol.3,16; vgl. Ps.119,97; Jos.1,9 [obwohl dies für die Priester und Leiter des Volkes galt, die dann andere darin führen und lehren sollten]). Wir sollen die Aussagen der Bibel "Tag und Nacht" an und in uns haben und unser Denken und Handeln davon bestimmen lassen - nicht nur eine Stunde am Morgen! Bibelwissen hilft nichts, wenn es nicht recht verstanden wird - im Gegenteil schadet es, da man sogar meint, den rechten Glauben zu haben, weil man die Bibel eben so verstehe. Es ist auch wichtig zu beten - aber wirklich zu beten und nicht nur als eine Frömmigkeitsübung zur Segenserhaltung und Gewissensberuhigung. Wir sollen allezeit (nicht nur bei "Stille Zeit"!)beten - nicht in dem Sinne, ständig in der Stille zu sein, sondern immer und überall an Gott denken und das Leben völlig von ihm durchdringen lassen. Dass Stoßgebet, dass Gebet im Kämmerlein, dass Gebet als Gemeinde etc. ist richtig und gut und sollte auch praktiziert werden (der "normale" Gläubige wird dies auch tun - und zwar ohne den Druck, dies als "Stille Zeit" "einzuhalten"). Aber alle diese Dinge sind eben keine "Stille Zeit", wie man es heute versteht. Jesus sagt in Mt.5 nicht, dass man jeden Tag bestimmte "fromme Bibelles- oder Gebetsübungen" im Kämmerlein zu praktizieren hat. Auch Gemeindegebet etc. kam natürlich vor und wird auch selbstverständlich von Gläubigen getan, aber eben nicht im Sinne eines "Solls" oder als "tägliche Stille Zeit" was als Prüfstein der Geistlichkeit etc. gewertet wird. Hier hilft m.E. auch die Antwort von Jesus bzgl. des Fastens: wenn es soweit ist und nötig ist, werden die Gläubigen auch wie selbstverständlich (ohne pharisäerhaften Werkgerechtigkeits- und Frömmigkeitsdruck und Streben) fasten. Ebenso das Gebet: echte Christen beten und kommen unter Gottes Wort. Sie brauchen dazu keine pharisäerischen Regeln und Gesetze - frei aus der befreiten Liebesbeziehung zum Herrn. Denn ansonsten kann das „Stille Zeit-Gebet“ zu dem werden, was Jesus „Plappern“ nennt; und das Lesen der Schrift kann dann zu dem Urteil Jesu führen: „hören werden sie, aber doch nicht verstehen“ (Mt.13,14; vgl. Joh.5,45-47).
Am schlimmsten finde ich die Argumentation: "wenn du den Herrn wirklich lieb hast, dann wirst du auch kein Problem haben, morgen früh aufzustehen und Stille Zeit zu machen". Hier wird die Stille Zeit als Messeinheit der Liebe zum Herrn gemacht (eine dem Pharisäertum sehr ähnliche Denkweise!). Nein, dies ist nicht christlich und schon gar nicht neutestamentlich bzw. biblisch!
Ich rufe zur Vernachlässigung auf: aber zur Vernachlässigung (bzw. Ablegen) von gesetzlichen und unbiblischen religiösen Frömmigkeitsübungen; und rufe zum geistlichen Leben oder Frömmigkeit (mit Gebet und allem was dazugehört) in der Freiheit Christi und des Evangeliums auf!
Lieben Gruss
Ron
Generell ist nichts gegen eine Zeit einzuwenden, in der man in der Stille betet und/oder Bibel ließt etc.. Aber die "Stille Zeit" als solche, als determinierte christliche Einrichtung, ist an manchen Punkten zu hinterfragen.
1. Der Begriff "Stille Zeit" ist kein biblischer Begriff und wenn man so will auch keine biblische Handlung. Wir finden in der Bibel Menschen die beten und die die Schrift lesen bzw. hören (vgl. 1.Tim.4,13 u.a. – damals konnte lange nicht jeder lesen und schon gar nicht hatte jeder eine "Bibel" gehabt [richtig anders wurde dies übrigens erst im 16.Jhd. mit Erfindung der Buchdruckerkunst - bis dahin konnte nicht jeder lesen, geschweige denn hatte seine eigene Bibel!]; daneben konnten Sklaven froh sein, wenn sie einmal in der Woche die Gemeinde besuchen durften, um Gottes Wort zu hören und Gemeinschaft zu haben!), aber niemanden, der "Stille Zeit" macht. Die Aussagen, dass Jesus oder andere Personen in der Bibel etwas morgens (oder zu einem anderen Zeitpunkt) gemacht haben darf nicht so gedeutet werden, dass (a) wir dies dann auch so machen sollen (es wird z.B. auch nicht berichtet, dass Jesus "jeden Tag" morgens betete!); (b) dies mit der heute so verstandenen "Stillen Zeit" gleichgesetzt werden darf.
2. Die meisten christlichen Kreise, die eine "Stille Zeit" einhalten, machen ein unbiblisches Gesetz daraus. Sie meinen, es wäre Sünde, wenn sie einen Tag (oder länger) ihre "Stille Zeit" nicht "eingehalten" haben. Manche haben schon ein schlechtes Gewissen, wenn sie es nicht morgens (oder zu einem bestimmten Zeitpunkt) schaffen. Sie lesen daran ihre Treue und ihre Disziplin für den Herrn ab - vielleicht sogar ihre Geistlichkeit und ihr Heil (vielleicht auch der "Frömmigkeits-Vergleich" mit anderen: um so früher und desto länger, umso besser!). Als wenn Gott sie bestrafen und/oder seinen Segen (am Tag) wegnehmen würde, wenn sie es nicht (morgens) tun. Damit wird dies zu einem Gesetz, einer religiösen Übung, bei dem man meint, Gott durch das Opfer der Stillen Zeit wohlgefällig zu sein (oder Gott für einen selber wohlgefällig zu machen). Dies artet in Gesetzlichkeit und unbiblischem Frömmigkeitsstreß aus und vermittelt nicht nur ein falsches Heil- und Heiligungsverständnis, sondern auch ein falsches Gottesbild. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Lehre und Praxis der "Stillen Zeit" zumeist in Kreisen auftritt, in denen man die Souveränität (Erwählung, Gnade, Herrschaft) Gottes durch menschliche Werke(freier Wille und Werkgerechtigkeit durch ein falsches Heiligungsverständnis) ersetzen will. Schon allein daran sieht man, dass die "Stille Zeit" als solche nicht in die Lage versetzt, rechte Lehre und rechte Glaubenspraxis zu haben. Denn trotz aller intensiven "Stillen Zeit" lehrt man Werkgerechtigkeit, Schwärmerei oder andere Dinge. Da hilft auch nicht noch ne Stunde länger oder noch ne Stunde eher....! Wer wirklich in die Schrift schaut, der wird so etwas nicht lehren, glauben oder praktizieren!
Natürlich ist es gut die Bibel zu kennen (nicht nur zu lesen!) - aber es ist wichtig (wichtiger) sie richtig zu kennen, und nicht im Raster einer falschen Traditions-Theologie (oder sonst einem unbiblischen Raster). Es ist nicht nur ein Segen gewesen, dass alle Menschen die Bibel in der Hand hatten und lesen konnten. Es wurden dadurch viele individuelle und falsche Lehren weitergegeben - und dies ist auch heute so. Es geht aber gerade nicht darum, was die Bibel "mir" oder "unserer Gemeinde" sagt, sondern es geht darum, was die Bibel wirklich sagt - und dies sagt sie dann auch ausnahmslos allen gleich! Wir sollen schon das Wort Gottes reichlich in uns wohnen haben - aber in rechter Weise (Kol.3,16; vgl. Ps.119,97; Jos.1,9 [obwohl dies für die Priester und Leiter des Volkes galt, die dann andere darin führen und lehren sollten]). Wir sollen die Aussagen der Bibel "Tag und Nacht" an und in uns haben und unser Denken und Handeln davon bestimmen lassen - nicht nur eine Stunde am Morgen! Bibelwissen hilft nichts, wenn es nicht recht verstanden wird - im Gegenteil schadet es, da man sogar meint, den rechten Glauben zu haben, weil man die Bibel eben so verstehe. Es ist auch wichtig zu beten - aber wirklich zu beten und nicht nur als eine Frömmigkeitsübung zur Segenserhaltung und Gewissensberuhigung. Wir sollen allezeit (nicht nur bei "Stille Zeit"!)beten - nicht in dem Sinne, ständig in der Stille zu sein, sondern immer und überall an Gott denken und das Leben völlig von ihm durchdringen lassen. Dass Stoßgebet, dass Gebet im Kämmerlein, dass Gebet als Gemeinde etc. ist richtig und gut und sollte auch praktiziert werden (der "normale" Gläubige wird dies auch tun - und zwar ohne den Druck, dies als "Stille Zeit" "einzuhalten"). Aber alle diese Dinge sind eben keine "Stille Zeit", wie man es heute versteht. Jesus sagt in Mt.5 nicht, dass man jeden Tag bestimmte "fromme Bibelles- oder Gebetsübungen" im Kämmerlein zu praktizieren hat. Auch Gemeindegebet etc. kam natürlich vor und wird auch selbstverständlich von Gläubigen getan, aber eben nicht im Sinne eines "Solls" oder als "tägliche Stille Zeit" was als Prüfstein der Geistlichkeit etc. gewertet wird. Hier hilft m.E. auch die Antwort von Jesus bzgl. des Fastens: wenn es soweit ist und nötig ist, werden die Gläubigen auch wie selbstverständlich (ohne pharisäerhaften Werkgerechtigkeits- und Frömmigkeitsdruck und Streben) fasten. Ebenso das Gebet: echte Christen beten und kommen unter Gottes Wort. Sie brauchen dazu keine pharisäerischen Regeln und Gesetze - frei aus der befreiten Liebesbeziehung zum Herrn. Denn ansonsten kann das „Stille Zeit-Gebet“ zu dem werden, was Jesus „Plappern“ nennt; und das Lesen der Schrift kann dann zu dem Urteil Jesu führen: „hören werden sie, aber doch nicht verstehen“ (Mt.13,14; vgl. Joh.5,45-47).
Am schlimmsten finde ich die Argumentation: "wenn du den Herrn wirklich lieb hast, dann wirst du auch kein Problem haben, morgen früh aufzustehen und Stille Zeit zu machen". Hier wird die Stille Zeit als Messeinheit der Liebe zum Herrn gemacht (eine dem Pharisäertum sehr ähnliche Denkweise!). Nein, dies ist nicht christlich und schon gar nicht neutestamentlich bzw. biblisch!
Ich rufe zur Vernachlässigung auf: aber zur Vernachlässigung (bzw. Ablegen) von gesetzlichen und unbiblischen religiösen Frömmigkeitsübungen; und rufe zum geistlichen Leben oder Frömmigkeit (mit Gebet und allem was dazugehört) in der Freiheit Christi und des Evangeliums auf!
Lieben Gruss
Ron