Das Hohepriesterliche Amt Jesu Christi
Verfasst: 05.07.2009 06:33
Das Evangelium ist die Proklamation der Königsherrschaft Jesu (Apg. 17,7) Eine Provokation gegen den Kaiser, eine Provokation gegen alle Herrschaftsgelüste dieser Welt. Eine Provoka-tion gegen unsere eigene fromme Selbstverwirklichung. Evangelium bedeutet nicht: „Komme zu Jesus, bekenne deine Sünden und alles wird gut. Es bedeutet auch nicht: Gott ist stolz auf dich, wenn du seine Liebe erwiderst und du ihm gestattest, dass er dich lieben darf, damit dein Leben bereichert wird.“ Evangelium redet keiner frommen Bedürfnisbefriedigung, sondern der uns vereinnahmenden und in Beschlag nehmenden Kraft Gottes das Wort. Evangelium nimmt von uns Besitz. Wir haben heute eine Tendenz, die denjenigen zum Christen erklärt, der nett und freundlich ist und alle Wege für die Verbreitung der „Guten Nachricht“ synkretistisch nutzt (welche semantischen Klimmzüge auch immer dahinterstecken mögen), tolerant ist und möglichst zu nichts und niemand Stellung bezieht.
Hauptsache der fromme Betrieb ist benutzerfreundlich. Nein ! Das ist nicht die Hauptsache.
Heb. 8 (Luther) (1) Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel (2) und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
Nun setzt der Hebräerbrief voraus, dass der Leser mit den Ordnungen des Zeltes der Zusammenkunft vertraut ist und erklärt uns, das in Christus eine neue priesterliche Ordnung besteht.
Heb. 9,10 Es sind nur — neben Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen — Satzungen des Fleisches, die bis zur Zeit einer richtigen Ordnung auferlegt sind.
Christus ist selbst in den Himmel eingegangen, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen (Heb, 9,25). Der Hohepriester des alten Bundes trug heilige Kleider (2. Mose. 28) und die Namen der Kinder Israels vor den Herrn. Dies ist ein Vorbild, damit wir nun wissen, dass Christus für uns täglich eintritt. Er nimmt uns als Hohepriester mit und niemand anderes als er verrichtet als ein großer Priester über das Haus Gottes (Heb. 10,21) einen vollkommenen Dienst.
Als Jesus zum Jordan kommt, will ihm Johannes die Taufe verweigern, und der Geist offenbart, dass Christus das Lamm ist, welches die Sünde der Welt trägt. Christus hatte für sich selbst keine reinigende Taufe nötig. Ist nun die Taufe am Jordan als Reinigung und die anschließende Salbung durch den Heiligen Geist der Initiierung des Levitischen Priesterdienstes nachgebildet? Das verneint der Hebräerbrief, weil Christus nach der Levitischen Ordnung auf Erden kein Priester werden konnte (Heb. 8,4) und das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks, das Wort des Eidschwurs, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit, bestellt (Heb. 7,25-28). Wenn der Hohepriester im Allerheiligsten seinen Dienst tut, ruht der priesterliche Dienst im Heiligtum (3. Mose 16,17). Das mehrfache „durch ihn“ (1.Petr. 2,5; Heb. 7,25; Heb. 13,15), macht deutlich, wer das alleinige Priestertum, nämlich der Herr Jesus Christus selber, ausübt; und er erscheint für uns vor dem Angesicht Gottes (Heb. 9,24), er sitzt zur Rechten Gottes auf dem Gnadenstuhl (Versöhnungsdeckel – Heb. 9,5), und unter ihm in der Lade wird das Gesetz Mose, das uns verklagt, durch sein Verdienst zugedeckt.
Der Tod des Lammes, der seine Gemeinde durch sein Blut von der Macht des Todes errettet, besiegelt den neuen Bund (Heb. 9, 14-17). Dieser Bund besteht durch das durch ihn selbst dargebrachte Opfer.
Wenn aber der priesterliche Dienst am Versöhnungstag ruht, wie ist es dann mit dem allgemeinen Priestertum?
Im NT finden wir vier Stellen, die vom Priestertum sprechen. Davon befinden sich drei in einem gottverehrenden Zusammenhang in der Offenbarung des Johannes.
1. Petr. 2,9 bezieht sich auf Exodus 19,6. Die Gemeinde wird damit ausdrücklich mit dem „Eigentumsvolk Gottes“ identifiziert. Lediglich das Wort „sollt“ wird gegen das Wort „seid“ ausgetauscht. Nicht das ganze Volk Israel bestand aus Priestern. Nur die Leviten und hier besonders die Söhne Aarons übten das Priesteramt aus. Ein priesterliches Volk zu sein bedeutet, einen Priester und König über sich zu haben. Die aaronitische Ordnung „sollte“ den einzigen und wahren Priester und König darstellen, konnte es aber nie selber sein. Die Christologie des NT ist mit dem allgemeinen Priestertum unvereinbar. In deren Mittelpunkt steht das unüberbietbare und ein für allemal auf Christus übertragene hohepriesterliche Amt. Es ist ja schon schlimm genug, das die Heiden den Vorhof zertreten (Offb. 11,3) , aber nach dem Amt Christi zu greifen, ist ein ungeheuerlicher Frevel, der im Papsttum, mit dem PONTIFEX MAXIMUS, als höchster Priester des Heidentums, kulminiert.
Wenn der Text vom priesterlichen Volk spricht, dann bedeutet dies nun, dass der Priester aus diesem Volk kommt, denn sonst könnte der Priester dieses Volk nicht vertreten. Dies steht klar und deutlich im Kontext von Heb. 2,17. Der Priester vertritt diejenigen, aus denen er abstammt (Christus ist im Fleisch gekommen) und ist Mittler zwischen dem HEILIGEN GOTT und dem Profanen. Das Profane wird durch das Opfer geheiligt, damit Gott sich nahen kann, ist aber niemals durch Selbsterklärung heilig. Eine hervorragende Bearbeitung findet sich bei H.F. Kohlbrügge: „Das gnadenvolle Geheimnis des großen Versöhnungstages“
http://www.licht-und-recht.de (Vielen Dank an Andreas für diese gelungene Seite)
Der Hebräerbrief hält eindeutig daran fest, daß die Vorstellung einer vermittelnden Tätigkeit zwischen Gott und der Gemeinde notwendig ist.
Der Ursprung des „allgemeinen Priestertums“ liegt in der antiklerikalen Polemik der Reformationszeit und richtet sich gegen das exklusive römisch-katholische Amtsverständnis.
Für Martin Luther ist das kein allgemeines Gemeindeamt, hier äußert sich die Befähigung aller Christen zum Amt. Das NT weiß sehr wohl um Ämter, zu denen berufen wird und ruft keinesfalls zu einer „basisdemokratischen“ Gleichmacherei. Dies haben wir der Moderne und seinem Vereinsgedanken zu verdanken. Unsere Vorstellung sollte eher dahin gehen, daß unser ganzes Leben gottesdienstliche Züge trägt.
Das Hohepriesterliche Amt Christi in der Ordnung Melchisedeks, unter dessen Schutz die neutestamentliche Gemeinde steht, befreit uns, ihm täglich in aller Ehrfurcht zu dienen, nicht zu werkeln. Sein Geist macht uns willig. Wenn wir uns ganz auf ihn werfen, wird er unsere Wege ebnen und uns reinigen von aller Sünde. Wir dürfen anderen ein Segen sein, wir stehen aber auch in der Verantwortung, alle Ehre Gott zu geben und alles Unehrenhafte aufzudecken. Alle Macht und Kraft verbleibt im Haupt (Christus) und fließt durch den Leib (ecclesia) hin-durch, nicht hinein, damit wir nicht um uns selber drehen, sondern darauf acht haben, wie der Herr sein Werk vollendet.
Ralf
Hauptsache der fromme Betrieb ist benutzerfreundlich. Nein ! Das ist nicht die Hauptsache.
Heb. 8 (Luther) (1) Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel (2) und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
Nun setzt der Hebräerbrief voraus, dass der Leser mit den Ordnungen des Zeltes der Zusammenkunft vertraut ist und erklärt uns, das in Christus eine neue priesterliche Ordnung besteht.
Heb. 9,10 Es sind nur — neben Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen — Satzungen des Fleisches, die bis zur Zeit einer richtigen Ordnung auferlegt sind.
Christus ist selbst in den Himmel eingegangen, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen (Heb, 9,25). Der Hohepriester des alten Bundes trug heilige Kleider (2. Mose. 28) und die Namen der Kinder Israels vor den Herrn. Dies ist ein Vorbild, damit wir nun wissen, dass Christus für uns täglich eintritt. Er nimmt uns als Hohepriester mit und niemand anderes als er verrichtet als ein großer Priester über das Haus Gottes (Heb. 10,21) einen vollkommenen Dienst.
Als Jesus zum Jordan kommt, will ihm Johannes die Taufe verweigern, und der Geist offenbart, dass Christus das Lamm ist, welches die Sünde der Welt trägt. Christus hatte für sich selbst keine reinigende Taufe nötig. Ist nun die Taufe am Jordan als Reinigung und die anschließende Salbung durch den Heiligen Geist der Initiierung des Levitischen Priesterdienstes nachgebildet? Das verneint der Hebräerbrief, weil Christus nach der Levitischen Ordnung auf Erden kein Priester werden konnte (Heb. 8,4) und das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks, das Wort des Eidschwurs, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit, bestellt (Heb. 7,25-28). Wenn der Hohepriester im Allerheiligsten seinen Dienst tut, ruht der priesterliche Dienst im Heiligtum (3. Mose 16,17). Das mehrfache „durch ihn“ (1.Petr. 2,5; Heb. 7,25; Heb. 13,15), macht deutlich, wer das alleinige Priestertum, nämlich der Herr Jesus Christus selber, ausübt; und er erscheint für uns vor dem Angesicht Gottes (Heb. 9,24), er sitzt zur Rechten Gottes auf dem Gnadenstuhl (Versöhnungsdeckel – Heb. 9,5), und unter ihm in der Lade wird das Gesetz Mose, das uns verklagt, durch sein Verdienst zugedeckt.
Der Tod des Lammes, der seine Gemeinde durch sein Blut von der Macht des Todes errettet, besiegelt den neuen Bund (Heb. 9, 14-17). Dieser Bund besteht durch das durch ihn selbst dargebrachte Opfer.
Wenn aber der priesterliche Dienst am Versöhnungstag ruht, wie ist es dann mit dem allgemeinen Priestertum?
Im NT finden wir vier Stellen, die vom Priestertum sprechen. Davon befinden sich drei in einem gottverehrenden Zusammenhang in der Offenbarung des Johannes.
1. Petr. 2,9 bezieht sich auf Exodus 19,6. Die Gemeinde wird damit ausdrücklich mit dem „Eigentumsvolk Gottes“ identifiziert. Lediglich das Wort „sollt“ wird gegen das Wort „seid“ ausgetauscht. Nicht das ganze Volk Israel bestand aus Priestern. Nur die Leviten und hier besonders die Söhne Aarons übten das Priesteramt aus. Ein priesterliches Volk zu sein bedeutet, einen Priester und König über sich zu haben. Die aaronitische Ordnung „sollte“ den einzigen und wahren Priester und König darstellen, konnte es aber nie selber sein. Die Christologie des NT ist mit dem allgemeinen Priestertum unvereinbar. In deren Mittelpunkt steht das unüberbietbare und ein für allemal auf Christus übertragene hohepriesterliche Amt. Es ist ja schon schlimm genug, das die Heiden den Vorhof zertreten (Offb. 11,3) , aber nach dem Amt Christi zu greifen, ist ein ungeheuerlicher Frevel, der im Papsttum, mit dem PONTIFEX MAXIMUS, als höchster Priester des Heidentums, kulminiert.
Wenn der Text vom priesterlichen Volk spricht, dann bedeutet dies nun, dass der Priester aus diesem Volk kommt, denn sonst könnte der Priester dieses Volk nicht vertreten. Dies steht klar und deutlich im Kontext von Heb. 2,17. Der Priester vertritt diejenigen, aus denen er abstammt (Christus ist im Fleisch gekommen) und ist Mittler zwischen dem HEILIGEN GOTT und dem Profanen. Das Profane wird durch das Opfer geheiligt, damit Gott sich nahen kann, ist aber niemals durch Selbsterklärung heilig. Eine hervorragende Bearbeitung findet sich bei H.F. Kohlbrügge: „Das gnadenvolle Geheimnis des großen Versöhnungstages“
http://www.licht-und-recht.de (Vielen Dank an Andreas für diese gelungene Seite)
Der Hebräerbrief hält eindeutig daran fest, daß die Vorstellung einer vermittelnden Tätigkeit zwischen Gott und der Gemeinde notwendig ist.
Der Ursprung des „allgemeinen Priestertums“ liegt in der antiklerikalen Polemik der Reformationszeit und richtet sich gegen das exklusive römisch-katholische Amtsverständnis.
Für Martin Luther ist das kein allgemeines Gemeindeamt, hier äußert sich die Befähigung aller Christen zum Amt. Das NT weiß sehr wohl um Ämter, zu denen berufen wird und ruft keinesfalls zu einer „basisdemokratischen“ Gleichmacherei. Dies haben wir der Moderne und seinem Vereinsgedanken zu verdanken. Unsere Vorstellung sollte eher dahin gehen, daß unser ganzes Leben gottesdienstliche Züge trägt.
Das Hohepriesterliche Amt Christi in der Ordnung Melchisedeks, unter dessen Schutz die neutestamentliche Gemeinde steht, befreit uns, ihm täglich in aller Ehrfurcht zu dienen, nicht zu werkeln. Sein Geist macht uns willig. Wenn wir uns ganz auf ihn werfen, wird er unsere Wege ebnen und uns reinigen von aller Sünde. Wir dürfen anderen ein Segen sein, wir stehen aber auch in der Verantwortung, alle Ehre Gott zu geben und alles Unehrenhafte aufzudecken. Alle Macht und Kraft verbleibt im Haupt (Christus) und fließt durch den Leib (ecclesia) hin-durch, nicht hinein, damit wir nicht um uns selber drehen, sondern darauf acht haben, wie der Herr sein Werk vollendet.
Ralf