Wir leben in dunklen Zeiten. Das betrifft natürlich die Jahreszeit, aber auch die Lage der Welt. Militärische Konflikte von globaler Bedeutung drohen zu eskalieren. Die Politik ist einfach nur gottlos und erklärt das Böse für gut und das Gute für kriminell; die Wirtschaft taumelt im Abwärtsstrudel. Die für uns schlimmsten Probleme haben wir vielleicht im privaten Bereich und mit uns selbst. Sünde und Satan scheinen nicht nur die Welt zu dominieren, sondern auch Bereiche unseres eigenen Lebens.
Als Christen haben wir aber nicht nur einen fernen Hoffnungsschimmer am Horizont. Die Sonne des Lebens mit all ihrer lebensspendenden Kraft, wohltuenden Wärme und erleuchtenden Wegweisung ist längst aufgegangen. Als Jesus auf dieser Welt war, sagte er von sich: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). So bekannt und tröstlich dieses Ich-bin-Wort auch ist, hat es doch einen Haken. Der Herr schränkte es nämlich anscheinend ein: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt“ (Joh 9,5), und kurz vor seinem Tod appelliert er an die Volksmengen, die im Begriff standen, seine Kreuzigung zu verlangen: „Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt, während ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife …“ (Joh 12,35-36).
Bedeutet das nun, dass dieses Licht Jesu für uns heute nicht mehr verfügbar ist? Die Lösung für diese herausfordernde Auslegungsfrage finden wir in Johannes 11,9-10. Der Herr wird zu Lazarus gerufen und will sich aufmachen, seine Jünger aber haben Angst. Auf ihre Befürchtungen entgegnet Jesus: „Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht der Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist.“ Das bedeutet: Wenn die Jünger sich an Jesus halten und bei ihm bleiben, wird ihnen nichts passieren, denn die Zeit der Verfolgung und Tötung ist von Gott festgesetzt. Erst wenn die Stunde gekommen ist, wird Jesus gekreuzigt (Joh 12,23). Die Jünger können beruhigt und sicher mit Jesus, dem Licht, zu Lazarus gehen – das ist viel sicherer als die „Nacht“ der Jesus-Ferne. Licht haben wir, wenn wir uns an Jesus und seine Worte und seinen Willen halten. Sein Wort, seinen Willen und auch seine Gemeinschaft haben wir heute noch. Wenn wir darin leben, sind wir selbst „Söhne des Lichts“ (Joh 12,36) und spenden das göttliche Licht des Evangeliums, das diese orientierungs- und hoffnungslose Welt so dringend braucht. Es ist mein Gebet, dass auch diese Ausgabe des Timotheus-Magazins dazu Mut macht und motiviert.
Herzliche Grüße, euer Hans-Werner Deppe
Timotheus Magazin Nr. 57
04/2024
Umfang: 44 Seiten
Format: 21 x 29,7 cm
Medium: Printausgabe
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