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Christ + Dating

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Von Stefan Beyer, erschienen in Timotheus Magazin Nr. 42 (01/2021)

Mir ging es wahrscheinlich wie den meisten jungen Christen. Ich hatte zwar eine Begeisterung für Jesus, aber zu vielen Themen hatte ich mir noch kein umfassendes Bild anhand der Bibel gemacht. Dadurch war ich natürlich ein gefundenes Fressen für die Versuchungen des Teufels. Mittlerweile bin ich über zwanzig Jahre lang Christ und Pastor einer Gemeinde. Ich konnte das gleiche Muster immer wieder beobachten. Jemand kommt zum Glauben oder wendet sich Jesus neu zu. Wenig später kommt Versuchung in sein Leben und der Glaube muss sich beweisen. Meistens kreisen die Versuchungen um drei Themenbereiche: Beziehungen zum anderen Geschlecht – Studium, Beruf und welche Prioritäten die richtigen sind – und spezifische Probleme und Sünden aus dem Leben vor der Bekehrung, die irgendwie nochmal neu aufflammen.

Ich möchte mich in diesem Artikel dem ersten Themenbereich widmen, den Beziehungen zum anderen Geschlecht. Leider musste ich es immer wieder erleben – auch in meinem eigenen Leben –, dass wohlmeinende Christen hier falsche Entscheidungen treffen. Oft war es so, dass gerade dann, wenn jemand gerade geistlich am Durchstarten ist, eine Beziehung eingeht, die zur großen Ablenkung wird. Oder man blendet plötzlich christliche Ratgeber vollkommen aus und meint, alleine klar zu kommen.

Leider habe auch ich genau diese Fehler gemacht. Ich war im Jahr 2000 mit 17 Jahren zum Glauben gekommen und Jesus hatte mein Leben von Grund auf verändert. Eigentlich wollte ich ihm von ganzen Herzen dienen und ihm mein Leben weihen. Dann kam es, wie es kommen musste. Noch innerhalb des ersten Jahres besuchte ich eine christliche Freizeit und lernte ein attraktives Mädchen kennen. Mir wurde erst mehrere Monate später im Gespräch mit meinem Pastor bewusst, dass ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht gebetet und nach Gottes Willen gefragt hatte. Ich ließ mich einfach von meinen Gefühlen leiten. Es wurde dann aber immer mehr klar, dass meine Freundin und ich geistlich in ganz unterschiedliche Richtungen gingen. Zum einen war bei ihr noch nicht ganz klar, wie tief ihre Bekehrung wirklich ging und ob sie echt war. Außerdem hatte sie ausgeprägt weltliche Ziele: Sie wollte einen Mann mit einem Beruf, der irgendwann zu weltlichem Ansehen und Wohlstand führt. Ich musste erkennen, dass ich vollkommen falsch gehandelt hatte, diese Beziehung überhaupt zu beginnen. Daraufhin schwor ich mir, bei meiner nächsten Beziehung absolut sicherzugehen, dass wir geistlich in eine Richtung gehen und Gott wirklich dahintersteht.

Danach musste ich noch sechs schwere Jahre warten, bis Gott meine Ehefrau Antje in mein Leben führte. Aber nach mittelweile 12 Jahren Ehe kann ich nur bestätigen, wie gut und richtig es war, die Entscheidung für eine Ehefrau mit dem Herrn im Mittelpunkt zu treffen. Antje und ich teilen unsere Leidenschaft für Jesus und es gibt nichts langfristig Erfüllenderes im Leben als die Beziehung zu Jesus. Leider habe ich auch beim Kennenlernen von Antje einige Fehler gemacht. Wir haben körperlich Grenzen überschritten, was ich heute bereue. Ich musste leider vieles in meinem Leben auf die harte Tour lernen. Das möchte ich dir ersparen und deshalb einige Tipps mitgeben, die sich an wichtigen Stellen aus dem ersten Korintherbrief orientieren.

1. Tue alles zur Ehre Gottes

Im ersten Korintherbrief antwortet der Apostel Paulus auf Fragen einer Gemeinde, die im Kontext großer sexueller Verirrungen lebte. Korinth war eine Stadt, in der es von Versuchungen nur so wimmelte und in der viele Menschen ein sexuell freizügiges Leben führten. In gewisser Hinsicht ähnelt die Situation in Korinth der heutigen Kultur in Deutschland. Deshalb sind die Hinweise von Paulus an diese Gemeinde so wichtig für uns. Ein zentraler Vers steht im zehnten Kapitel: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut — tut alles zur Ehre Gottes!“ (1Kor 10,31)

Paulus gibt hier die Grundmotivation wieder, die all unser Handeln leiten sollte. Es sollte immer darum gehen, dass Gott verherrlicht wird. Deshalb lautet auch die wichtigste Frage, die ich mir in meinem Leben im Allgemeinen und bei meinen Beziehungen im Besonderen stellen sollte: Wird durch mein Fühlen, mein Denken und mein Tun Gott verherrlicht? Geht es mir am meisten um seine Ehre oder um etwas anderes? Wenn ich diese Frage bejahen kann, ist das ein gutes Zeichen, dass meine Beziehung auf einem richtigen Weg ist. Wenn nicht, sollte ich es mir noch einmal gut überlegen. Gottes Ehre und mein Wohl sind eng miteinander verbunden. Langfristig wird sich jede Entscheidung, die sich auf Gottes Ehre ausgerichtet hat, immer auch für mich als richtig und gut erweisen. Im Umkehrschluss wird sich jede Entscheidung, die nicht prinzipiell Gottes Ehre im Mittelpunkt hatte, als falsch und schädlich erweisen. Lass es bitte nicht darauf ankommen und kehre schnell zu Gott um, wenn dir bewusst wird, dass dich ein anderer Antrieb bestimmt hat.

2. Begreife, dass du nicht dir selbst gehörst

Wir leben in einer Kultur und einer Zeit, die absolut menschen- und selbstzentriert ist. Was lehren denn TikTok, Instagram und Co. mich anderes, als dass es um mich selbst geht, wie ich mich präsentiere, was ich erlebe, wie andere auf mich reagieren, was ich gut finde und was mir gefällt. Auch hier war die Kultur in Korinth nicht viel anders als unsere heutige. Das zeigt sich zum Beispiel darin, wie selbstzentriert die Gemeindemitglieder mit ihren geistlichen Gaben umgegangen sind. Es ging ihnen bei ihren Gaben weniger darum, dass der Gemeinde wirklich geholfen wurde, sondern darum, dass sie sich möglichst spektakulär in Szene setzen konnten. Leider sind keine Selfies der Gemeinde von Korinther überliefert.

Paulus erinnert die Korinther an eine zentrale Wahrheit des Evangeliums. Christus ist für uns gestorben, um uns zu erlösen. Aber gleichzeitig ist er auch unser Herr geworden, der uns erkauft hat und dem wir nun gehören. Er hat das Eigentumsrecht an uns erworben. Als Zeichen dafür hat er seinen Heiligen Geist in uns gegeben. Der Heilige Geist verleiht uns nicht nur Gewissheit, dass wir zu Christus gehören und unsere Errettung deshalb sicher ist, sondern er erinnert uns auch daran, dass wir Christi Eigentum sind und er das Recht hat, über uns zu verfügen. Paulus schreibt: „Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch sonst begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!“ (1Kor 6,18-20).

Mit Unzucht (griech. porneia) ist jeder sexuelle Kontakt vor oder außerhalb der Ehe gemeint. Wenn Paulus die Gemeinde hier aufruft, vor der Unzucht zu fliehen, dann heißt das nicht: Versuche die Grenzen so weit auszutesten, dass du die rote Linie grad so streifst, aber nicht übertrittst. Stattdessen sollte der Fokus auf Heiligkeit sein und die Grenze möglichst niemals auch nur in unsere Nähe geraten.

Die Begründung ist jedoch entscheidend. Paulus gibt nicht nur ein abstraktes Moralprinzip von sich, sondern er begründet es aus dem Evangelium. Sexuelle Sünde ist deshalb so schlimm, weil sie gegen den eigenen Leib geht.

Aber kann ich mit meinem Körper nicht machen was ich will? Hollywood und die Medien würden das bejahen. Die Bibel verneint es aber, weil wir eben nicht mehr uns selbst gehören, sondern Christus. Alles, was wir sind und haben, wurde durch Christus am Kreuz erkauft. Als wir Christus angenommen haben, haben wir ihn nicht nur als Retter angenommen. Er lässt sich nicht in einzelne Bestandteile spalten. Er ist immer auch Herr, der nun tatsächlich die Herrschaft über uns beansprucht. Ja, es geht sogar so weit, dass er in uns wohnt und durch seinen Geist an allem Anteil hat, was wir tun. Deshalb sollte die zweite wichtige Frage sein, die ich mir immer stellen muss: Entspricht mein Fühlen, Denken und Tun der Wahrheit des Evangeliums? Lebe ich so, dass zum Ausdruck kommt, dass Christus mein Herr ist und mein Körper ein Tempel des Heiligen Geistes? Wenn nicht, dann verleugne ich meine zentrale Identität und verfehle meinen Lebenssinn als Christ. Ich sage etwas Falsches über Christus und sein Werk am Kreuz aus. Es gibt, glaube ich, nicht viel Schlimmeres als das.

3. Baue durch dein Leben andere auf

Noch ein weiterer interessanter Vers im 10. Kapitel des Korintherbriefs ist hier relevant: „Es ist mir alles erlaubt — aber es ist nicht alles nützlich! Es ist mir alles erlaubt — aber es erbaut nicht alles!“ (1Kor 10,23).

Eigentlich ist dieser Vers eine Vorbereitung auf das große Kapitel 13 über die Liebe, welches ja oft als Predigttext bei Hochzeiten verwendet wird: „Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu; sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“ (1Kor 13,4-7).

Es sollte uns mittlerweile nicht überraschen, dass auch Liebe in der Bibel vollkommen anders definiert wird als in unserer Kultur und in unserem Fernsehen. Bei biblischer Liebe geht es nämlich nicht um mich und meine Bedürfnisse, sondern um das Wohl des Partners. Die Frage, die ich mir immer stellen sollte, ist: Trägt das, was ich fühle, denke und tue zum langfristigen Wohl meines Umfelds, einschließlich meines Partners, bei? Oder geht es mir primär um mich selbst und „suche ich nur das Meine“? Und denke „nach mir die Sintflut …“?

Es ist ein Muster, das sich durch die ganze Bibel zieht, dass Gott uns Segen nicht zum Selbstzweck schenkt, sondern damit wir zum Segen für andere werden. Erinnerst du dich an die Berufung Abrahams? „Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein“ (1Mo 12,2). Abraham erhielt den Segen nicht nur und auch nicht primär um seiner selbst willen, sondern damit er als Träger der messianischen Verheißung ein Segen für die ganze Menschheit sein würde.

Ein ähnliches Verständnis durchzieht die Gebete der Psalmen: „Gott sei uns gnädig und segne uns; er lasse sein Angesicht leuchten über uns, (Sela) damit man auf Erden deinen Weg erkenne, unter allen Heidenvölkern dein Heil“ (Ps 67,2-3).

Wir lesen in unserer selbstzentrierten Kultur sehr gern immer nur den ersten Teil dieser Verheißungen und lassen den Zweck des Ganzen aus. Ja, Gott soll uns gnädig sein und uns segnen. Aber das soll uns dazu befähigen, beizutragen, dass man auf Erden den Weg das Herrn und sein Heil erkenne.

Ich bin überzeugt: Wenn du bei deinem Dating als Christ diese drei Wahrheiten vor Augen behältst – nämlich dass du alles zur Ehre Gottes tun sollst, dass du nicht mehr dir selbst gehörst, sondern Christus, und dass dein Leben zum Segen für andere dienen soll und dass genau das wahre Liebe ist –, dann wirst du nicht mehr allzu viel falsch machen. Zumindest nicht so viel wie ich, der diese Wahrheiten erst später im Laufe der Zeit verinnerlicht hat.

Das ganze Thema Beziehungen hat natürlich auch viel mit Vertrauen auf den Herrn zu tun. Sünde ist ja immer das, was ich tue, wenn ich nicht auf den Herrn vertraue. Das heißt, wenn ich Sünde vermeiden und ein Leben führen will, das dem Herrn gefällt, dann muss ich ihm vertrauen. Der beste Ort, um Vertrauen zu lernen, ist die Gemeinde. Dort habe ich im Idealfall auch noch eine Reihe christlicher Vorbilder, die mir helfen können, weise Entscheidungen zu treffen. Leider ist das aber ein weiteres Problem bei dieser Sache. Oft zieht sich ein frischverliebtes Paar von der christlichen Gemeinschaft zurück und gibt sich im Privaten ganz seinen Gefühlen hin. Das ist ein großer Fehler. Nur in der Gemeinde haben wir Rechenschaft und Menschen, die uns an die oben beschriebenen Wahrheiten erinnern und uns die wichtigen und oft schwierigen Fragen stellen. Macht nicht den Fehler, der in den Sprüchen beschrieben wird: „Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und wehrt sich gegen alles, was heilsam ist (Spr 18,1).

Tut das nicht, sondern sucht euch wenigstens einen weisen Ratgeber in der Gemeinde, mit dem ihr über eure Beziehung sprechen und beten könnt. Lasst euch auch was sagen, denn niemand von uns hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. Wenn du nur schon zehn Jahre älter wärst, würde dir bewusst werden, wie töricht manche deiner Überzeugungen sind, die du momentan für der Weisheit letzten Schluss hältst. So war es bei mir, und so ist es wohl auch bei dir. Und was immer du tust, hör bitte nicht auf dein Herz, wie uns heute so oft weis gemacht wird, sondern auf Gottes biblische Weisheit.

„Wer sich auf sein eigenes Herz verlässt, ist ein Narr; wer aber in der Weisheit wandelt, der wird entkommen“ (Spr 28,26).


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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Mir ging es ähnlich wie dem Schreiber, Gott sei Dank für seine Gnade. Wirklich sehr hilfreich dieser Artikel und vor allem schriftgemäß. Vielen Dank dafür

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