Als ich den Artikel über die Bethel Church in dieser Timotheus-Ausgabe Korrektur las, fragte ich mich, was diese Charismatiker eigentlich für eine Vorstellung von der Gegenwart Gottes haben. In Bethel-Gottesdiensten soll die Herrlichkeitswolke der Gegenwart Gottes erschienen sein. Gottes Gegenwart ist etwas, was wir uns als Christen zutiefst zu erfahren wünschen. Bei David als Verfasser von Psalm 139 fragt man sich, ob er das Bewusstsein der unentrinnbaren Gegenwart Gottes als Segen oder Bedrohung („fliehen“, V. 7) empfand: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich leiten und deine Rechte mich halten“ (Vers 9-10).
Die Gegenwart Gottes zeigte sich sichtbar auf der Erde in noch mehr als in der Wolken- und Feuersäule, die das Volk Israel leitete, im Heiligtum ruhte und schließlich wie von Hesekiel angekündigt samt der Bundeslade für immer aus Israel wich. Der Herr Jesus lebte als menschgewordener Gott mitten unter uns. Ihm, in dem die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, konnte man die Hand schütteln, neben ihm zu Tisch liegen und dabei sogar den Kopf auf seine Brust legen (Joh 13,23). Wie muss das gewesen sein! Johannes greift das in seinem ersten Brief auf: „… was wir angeschaut und mit unseren Händen betastet haben vom Wort des Lebens …“ (1Jo 1,1). In diesem Brief wird deutlich, wie Christen in genau dieser Gemeinschaft mit Gott leben können. Und das hat Jesus selbst ja verheißen: dass er seine Jünger nicht verwaist zurücklässt, sondern bei ihnen ist bis zum Ende der Welt. Der Vater und Jesus würden bei dem, der ihn liebt und sein Wort hält, höchstpersönlich „Wohnung machen“ (Joh 14,23). Hier gäbe es lehrmäßig viel zu differenzieren zwischen der allgemeinen Allgegenwart Gottes, der besonderen wohnenden Gegenwart Gottes in der Gemeinde und
im Gläubigen durch den Heiligen Geist und unserem Nahen zu Gott durch Glauben, dem Hinzutreten zum Thron der Gnade – reichlich Stoff für ein umfangreiches Buch. Hinzunehmen können wir den Gedanken, dass in Jesus als Gottes Repräsentant und König das Reich Gottes gekommen ist, und wir Audienz beim Herrscher über Himmel und Erde haben dürfen (siehe den Artikel von Geerhardus Vos auf S. 36), und er persönlich seine Worte der Gnade und Leitung durch die Bibel zu uns spricht. Überwältigend finde ich, dass Gott gesagt hat: „In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist“ (Jes 57,15) – nicht bei denen, die ihn am frenetischsten feiern. Gottes Gegenwart dient nicht dazu, uns tolle Schauer über den Rücken laufen zu lassen, sondern um Sünder zu retten, zu heiligen und auf ihren Lebenssinn auszurichten: ihn zu ehren.
Herzliche Grüße, euer Hans-Werner Deppe
Timotheus Magazin Nr. 51
02/2023
Umfang: 48 Seiten
Format: 21 x 29,7 cm
Medium: Printausgabe
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Sehr geehrter Herr Deppe,
wer sind Sie, dass Sie urteilen über Menschen, die Sie nicht kennen? „Urteile nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet“. Wie können Sie beurteilen, ob die Musik und die Art, wie sie ihren Lobpreis gestalten, Gott nicht gefällt?
In der Bibel steht viele Male, dass wir uns freuen und fröhlich sein sollen, dass wir Gott loben und preisen sollen mit Singen und mit Musikinstrumenten. Selbst König David tanzte singend neben der Bundeslade.Gottes Gegenwart dient auch der eigenen! Gott möchte, dass wir das Leben genießen mit allen Sinnen und ihn mit Freude und Fröhlichkeit ehren.
Freundliche Grüße
Kerstin Craß