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Grundsätzliche Gedanken zu Jesus-Filmen

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von Hans-Werner Deppe, erschienen in Timotheus Magazin Nr. 49 (04/2022)

Kann ein Film die biblische Botschaft „bibeltreu“ kommunizieren? Ist es für Christen in Ordnung, Jesus-Filme als möglicherweise geistlich nützlich anzusehen oder sogar Jesus-Filme zu produzieren? Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen solchen Filmen und Anspielen oder ausschmückenden Nacherzählungen zu biblischen Geschichten in der Sonntagsschule?

Bedenken wir, dass die Bibel Gottes Wort ist, und deshalb Kraft hat, weil sie 100% Wahrheit von Gott ist. Gänzlich vom Heiligen Geist inspiriert und fehlerfrei. Die Psalmen und andere Schriftstellen betonen immer wieder, dass Gottes geschriebenes Wort rein, klar, lauter und vollkommen ist. Wäre die Bibel ein Mischwerk aus Wahrheit und Fiktion, wäre sie nicht vertrauenswürdig und ihrer Kraft beraubt. Aber Gottes Wort hat die Kraft der Kreuzes-Wahrheit – und das ist die einzige Kraft, die Sünder retten kann.

Ein Film erweckt den Eindruck, wahr und realitätsgetreu zu sein. Ein Film erzeugt Illusion. Der Zuschauer soll das Gefühl haben, Beobachter tatsächlicher Geschehnisse zu sein, was bei einem Anspiel oder auch Musical nicht so ist. Die visuelle Illusion hat eine sehr einprägende Wirkung auf unser ganzes Denken, Fühlen und Vorstellen (einschließlich unseres Gottesbildes). Ein Film liefert aufgrund seiner Konzeption grundsätzlich Unwahrheit (Schauspielerei ist Verstellen, ein Filmset eine täuschend ähnliche Kulisse) Unwahrheit. Besonders problematisch ist dabei die Darstellung Jesu mit einem persönlichen Charakter und Gesicht. Als ich zunächst die Chosen-Trailer sah und anschließend den Trailer zu „Jesus Revolution“ mit demselben Schauspieler (und derselben Frisur …) dachte ich unweigerlich, da sitzt Jesus (und nicht Lonnie Frisbee) in dieser Kirche der 1970er Jahre.

Viele Bibelstellen verdeutlichen, wie problematisch es ist, Jesus filmisch darzustellen. Allen voran natürlich das Gebot, sich kein visuell sichtbares Bild von Gott zu machen, das zweite der Zehn Gebote (2Mo 20,4). Das schließt nicht nur Gott ein, wie er „im Himmel“ ist, sondern auch „was unten auf der Erde ist“, einschließlich des menschgewordenen Gottessohnes. Sehr treffend erscheint mir hier auch Apostelgeschichte 17,29: „Da wir nun Gottes Geschlecht sind, so sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“ Ein Film ist Kunst und Erfindung, und solche Kulturgüter mögen in unserem Leben ihren berechtigten Platz haben, aber sie können nicht göttlichen Dingen und Personen entsprechen.

Es ist zwar richtig und wichtig, dass der Herr Jesus nicht nur ganz Gott war, sondern auch ganz Mensch und 30 Jahre ganz normal unter seinen Mitmenschen lebte, vermutlich ohne dass diese seine Göttlichkeit erkannt haben. Könnten wir auf seine irdische Zeit zurückblicken, wären wir wahrscheinlich selbst irritiert, wie „menschlich normal“ er war. Dennoch muss zwangsläufig jeder Versuch, heute seine Menschlichkeit zu rekonstruieren und abzubilden, unzutreffend und unangemessen sein. Gott hat das Kommen des Messias sicherlich mit Absicht so terminiert, dass es zu jener Zeit noch keine Film- noch Fototechnik gab.

Die große Bedeutung dieses Umstands wird frappierend deutlich, wenn wir 2. Korinther 5,16 lesen: „… wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so.“ Eine heutige Rekonstruktion Jesu im Fleisch, die auf unser Fleisch sympathisch wirken soll, kann nicht mehr ergeben als die Mutmaßungen der Zeitgenossen Jesu, die ihn für einen wiedergeborenen Propheten, Johannes den Täufer, Elia oder einen anderen Propheten hielten (Mk 8,28). Wie auch immer Jesus dargestellt und charakterisiert wird – als bohemenhafter Revolutionär, als Gutmensch, als netter Typ von Nebenan, als heilender Held – die Darstellung ist immer mehr oder weniger unzutreffend und irreführend.

In einem Film mag Jesu menschliche Seite dargestellt werden, aber nicht seine göttliche Natur. Und gerade die ist entscheidend für den rettenden Glauben. Nur wer glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, wird gerettet (1Jo 4,15; 5,20). Dass Petrus Jesus als Sohn des lebendigen Gottes erkannte, verdankte er Gott, der ihm diese Erkenntnis geschenkt hatte. Die anderen Zeitgenossen beurteilten Jesus nach ihren menschlichen Möglichkeiten – und damit falsch (Mt 16,16-17). Heute schenkt Gott die Erkenntnis Jesu als Gottes Sohn nicht durch visuelle Darstellungen, sondern durch das geschriebene Zeugnis der Bibel (Joh 20,31).

Jesus sagte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Welcher Schauspieler (griech. hypokrites, „Heuchler“, „Sich-Versteller“) und Filmproduzent kann sich erdreisten, den Zuschauern diese Schau des lebendigen Gottes höchstpersönlich zu vermitteln? Natürlich konnten auch Jesu Zeitgenossen ihn verkennen und nur seine menschliche Seite sehen. Um Jesus als Gottessohn zu erkennen, war auch damals Gottes übernatürliche Erleuchtung nötig. Aber da ein Jesus-Schauspieler nun einmal nicht Gott ist, wird beim Betrachten des Schauspielers wohl kaum die erleuchtende Erkenntnis vermittelt, die der Hauptmann am Kreuz hatte: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“ (Mk 15,39). Die Perspektive auf Jesus als Sohn Gottes fehlt in der Wahrnehmung der Zuschauer gezwungenermaßen.

Denken wir ferner an die vielen Warnungen, dem Wort Gottes etwas hinzufügen, etwas davon wegzunehmen oder es sonst irgendwie zu verfälschen. Ein Fluch wird sogar über Engel ausgesprochen, wenn sie denn ein verfälschtes Evangelium verkünden (Gal 1,11-12), und sei es von den mormonischen Angel-Studios wie die Chosen-Serie.

Eine Predigt, bei der der Prediger außer Bibelworten natürlich auch eigene Worte gebraucht, ist grundsätzlich etwas anderes. Das Wort Gottes muss erklärt, also verständlich gemacht werden – durch sich selbst und durch „Übersetzung“ in die Verständniswelt der Hörer (vgl. Neh 8,8; 1Tim 4,13), und es muss angewendet werden auf die Hörer, also es muss konkret gesagt werden, wo die Berührungspunkte mit unserem Leben sind. Eine Unterscheidung zwischen zitierten Bibelworten und eigenen Worten des Predigers ist stets möglich – im Gegensatz zum Film. Auch bei Nacherzählungen oder Anspielen zu biblischen Geschichten in der Kinderstunde ist intuitiv klar, dass hier keine illusionäre Schein-Realität produziert wird wie in einem Film. Diese Schein-Realität ist ja gerade das Trügerische an einem Film, bei dem es unbedingt auf perfekte Kulissen, perfekte Schauspielerleistung, ein stimmiges Skript usw. ankommt, und emotional verstärkt wird dieses Eintauchen in eine Reality-Imagination noch durch entsprechende Musik. Bei einem Anspiel mit einem Jesus-Darsteller (auch das mag schon problematisch sein) würde es keinem Zuschauer einfallen – auch nicht Kindern – so habe Jesus wirklich ausgesehen oder diese und jene Nebenausschmückungen wären historisch real. Ein professioneller Film hat da eine ganz andere Wirkmacht. Dennoch sollten wir auch bei Anspielen und Nacherzählungen natürlich sehr behutsam und ehrfürchtig mit Gottes historischer Wahrheit umgehen.

Bei aller Kritik an und Fehlerhaftigkeit von Jesus-Filmen können wir aber doch nicht ausschließen, dass enthaltene biblische Wahrheiten – trotz der umgebenden Unwahrheiten – von Gott gebraucht werden, um Menschen damit anzusprechen. Ganz gewiss spricht Gott Menschen auch durch Bibelworte in katholischen Kirchen oder Königreichssälen der Zeugen Jehovas an. Dadurch werden aber katholische Kirchen und Königreichssäle nicht „richtig“. Gott kann auf krummen Wegen gerade schreiben, aber deshalb sollen wir nicht absichtlich krumme Wege gehen.

Biblische Argumente, die gegen den Film als Medium zur Glaubensförderung sprechen:

Das Medium Film basiert auf dem Grundsatz der Illusion, Täuschung und damit Unwahrheit und kann niemals wirklich die Wahrheit darstellen. Gottes Wort hingegen ist durch und durch Wahrheit.

Das Zweite Gebot verbietet bildhafte Gottesdarstellungen, himmlische wie irdische (2Mo 20,4), denn kein „Gebilde der Kunst“ kann Gott (und Jesus ist Gott) angemessen darstellen (Apg 17,29).

„Christus nach dem Fleisch“ kann und darf heute nicht rekonstruiert werden (2Kor 5,16); jeder Versuch wäre irreführend.

Jesus kann vielleicht als Menschensohn, aber nicht als Gottessohn dargestellt werden. Der rettende Glaube an Jesus als Sohn Gottes kann daher nicht vermittelt werden. Da Jesus das Abbild Gottes und seiner Herrlichkeit ist (Joh 14,7; Hebr 1,3), wird ein falsches Gottesbild vermittelt.

Der biblischen Wahrheit darf nichts hinzugefügt und das Evangelium darf nicht abgeändert werden.

Timotheus Magazin Nr. 49

04/2022

Umfang: 44 Seiten
Format: 21 x 29,7 cm
Medium: Printausgabe

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