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„Die Hütte“, „Elousia“ und die Schwarze Madonna

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Was der Roman mit Vorstellungskraft, Bildnissen und Götzendienst zu tun hat

Von Larry DeBrun, bearbeitet von Hans-Werner Deppe
Zitate aus „Die Hütte“ wurden der tatsächlichen deutschen Ausgabe entnommen.

>>Macks jüngste Tochter ist vor Jahren entführt und vermutlich umgebracht worden. Ihre letzten Spuren hat man in einer Schutzhütte im Wald gefunden, in deren Nähe die Familie auf einem Ausflug campierte. Jetzt erhält Mack rätselhafte Einladungen, die ihn aus seiner tiefen Depression reißen, in der er mit Gott über den Verlust hadert. Diese Einladungen locken ihn in die Hütte, wo er an einem bemerkenswerten Wochenende „Gott, Jesus und den Heiligen Geist“ persönlich trifft. In furiosen Dialogen mit Gott über das Böse und den Schmerz der Welt kommt Mack zu einem neuen Verständnis von Schöpfung und Christentum. Die Botschaft des Buches? Mack hatte Gottes Rolle in seinem Leben nicht nur unterschätzt, sondern falsch eingeschätzt. Der Verlust seiner Tochter ist eminent, aber das Leben geht nicht nur weiter, sondern es wird durch die Begegnung mit Gott um eine große Erfahrung bereichert. Mack beschreitet einen neuen Weg und hört auf, Gott immer nur zu beurteilen und ihn nur bei Tragödien in seinem Leben nach Gottes Rolle zu fragen. Es ist diese Botschaft, die Mack von Gott mitnimmt: Dass ich in der Lage bin, sogar aus entsetzlichen Tragödien noch unglaublich viel Gutes entstehen zu lassen, bedeutet nicht, dass ich die Tragödien orchestriere. Wenn ich sie für meine Zwecke nutze, heißt das auf keinen Fall, dass ich die Tragödien erschaffe oder sie benötige, um meine Absichten zu verfolgen…. Für die Gnade ist es nicht erforderlich, dass Leid existiert, aber dort, wo Leiden ist, wirst du immer auch die Gnade finden, in vielen Facetten und Farben.<< (Beschreibung von „Die Hütte“ auf Amazon)

Gott ist Wahrheit. Dass er die Wahrheit ist, unterscheidet ihn von den falschen Götzenbildern. Der Prophet Jeremia verkündete: „Doch dir, o Herr, ist niemand gleich! Groß bist du, und groß ist dein Name an Macht!“ Dann beschreibt er jene, die Götzenbilder schaffen, als „allesamt dumm und töricht, eine äußerst nichtige Lehre: Holz sind sie.“ Und weiter: „Gehämmertes Silber wird von Tarsis gebracht, und Gold von Uphas, eine Arbeit des Künstlers und der Hände des Goldschmieds; mit blauem und rotem Purpur sind sie bekleidet; sie sind alle nur das Werk von Kunstfertigen. Aber der Herr ist in Wahrheit Gott …“ (Jeremia 10,6-10).[1]

Doch Götzenbilder entstehen aus der menschlichen Vorstellungskraft. Menschen machen ihren „Gott“ so, wie es ihnen gerade beliebt. Paulus beschreibt den Abfall zum Götzendienst: „Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Vorstellungen in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bildnis, das dem vergänglichen Menschen […] gleicht“ (Römer 1,21-23). Vorstellungen bringen Bilder hervor – auch Götzenbilder – und die Bilder können entweder materiell oder geistig sein, in Dingen oder in Worten existieren.[3]

Wörter können gedankliche Bilder erzeugen. Es heißt, ein Bild sage mehr als tausend Worte. In unserem visuellen Zeitalter, in dem wir mehr schauen und weniger lesen, trifft diese Aussage den Nagel auf den Kopf. Doch Worte bringen auch Bilder hervor. Wir sehen mit unserem geistigen Auge. Jemand definierte einmal Götzendienst als ein falsches Denken über Gott. Die Frage lautet also: Welches Gottesbild zeichnet William P. Young mit seinen verbalen Ausmalungen und seinem Bestsellerroman „Die Hütte“? Ich befürchte, dass die Darstellung Gottes in dem Buch, wenn auch fiktional, ein falsches Bild von ihm vermitteln könnte.

Der Roman berührt die Gefühle seiner Leser und ist aus genau diesem Grund ein Belletristik-Bestseller geworden. Ich bin mir bewusst, dass ich mich auf Pfaden bewege, die andere nicht zu betreten wagen, und in die persönlichen und emotionalen Winkel der Herzen vordringen werde. Viele Leser sind gefühlsmäßig stark mit diesem Buch und seinem Autor verbunden. So offenherzig wie Sie Youngs Buch gelesen haben, bitte ich Sie, dieser theologischen Rezension gegenüber eben so aufgeschlossen zu sein.

Wir werden uns nun die Theologie „Der Hütte“ ansehen[4] und uns den Vorstellungen zuwenden, die in dem Buch über Gott entworfen werden. Der „Gott“ dieses Buches ist eine ausgedachte hermaphroditische (doppelgeschlechtliche) Trinität, bestehend aus „Elousia“, Besitzerin und Hausherrin eines spirituellen Einkehrzentrums, einem Handwerker und Zimmermann namens „Jesus“ und einer Gärtnerin mit dem Namen „Sarayu“. Außer den drei Hauptcharakteren ist da noch eine allwissende und sinnliche Dame namens „Sophia“ oder Weisheit.

DIE ERSTE PERSON

Bei erster Erwähnung – und nach dem Verständnis von Macks Frau Nan – hat die erste Person der Dreieinigkeit Gottes den Namen „Papa“ (vielleicht als Anspielung auf die Bezeichnung Gottes des Apostels Paulus als „Abba“ in Römer 8,15). Aber nach Macks Ankunft in der Hütte verwandelt sich „Papa“ in eine große und liebreizende afro-amerikanische Frau namens „Elousia“ (d.h. eine Kombination des hebräischen Namens für Gott den Schöpfer, „El“ und dem griechischen Wort „ousia“, der naheligenden platonischen Bedeutung für „sein“ oder „Existenz“)[5]. Unter anderem beschreibt „Elousia“ sich als „der Schöpfergott, der wahrhaft wirklich ist und der Urgrund allen Seins.“ (Die Hütte, S. 125).

Diese Bezeichnung Gottes scheint den Schriften des Theologen Paul Tillich (1886-1965) entliehen zu sein, der Gott als „Grund des Seins“ bezeichnete. Damit meinte Tillich, „Gott ist keine Existenz neben anderen oder über anderen, sondern Gott ist das Seins-Selbst oder der Grund des Seins.“[6] Demnach ist für Tillich „Gott kein Wesen, nicht einmal das Höchste aller Wesen; er ist das Sein an sich oder der Grund des Seins, die innere Macht oder Gewalt, die die Existenz aller Dinge verursacht“.[7] Dieses Gottesbild macht den üblichen New-Age-Vorstellungen von Gottheit alle Ehre.

Obwohl Tillichs Behauptungen über Göttlichkeit esoterisch und komplex waren, bietet Young ein ähnliches Schema einer „Göttin“, die sich selbst beschreibt als „der Urgrund allen Seins“; er bzw. sie „wohnt und wirkt in allen Dingen, durch sie und um sie herum“ (Die Hütte, S. 127). Solch eine Sicht gilt schlechthin als Pantheismus (d.h. Gott existiere in allen Dingen).[8] Das könnte erklären, warum Tillich am Ende seines Lebens nicht mehr betete. Er meditierte lediglich. Für ihn existierte kein persönlicher oder transzendenter Gott, zu dem er betetn konnte. Gott war für ihn nicht transzendent (über den Dingen), sondern immanent (in den Dingen). Wie ein Flugzeug, dem der Start aufgrund eines mechanischen Fehlers verweigert wird, hebt auch das Konzept Gottes in „Die Hütte“ niemals vom „Grund“ ab. Allerdings: Dem Gottesbild der „Hütte“ zufolge gibt es noch eine weit erschreckendere Parallele.

Nachdem ich „Die Hütte“ gelesen hatte, stieß ich im Internet zufällig auf den Artikel „Die Rückkehr der Schwarzen Madonna: Ein Zeichen unserer Zeit, oder wie die Schwarze Madonna das 21. Jahrhundert wachrüttelt“ von Matthew Fox. Ich war schockiert: Zu Fox’ Beschreibung der Schwarzen Madonna (die auf die „Schwarze Göttin“, die Göttin Isis der ägyptischen Mythologie zurückgeht) gehörte auch die Erklärung, dass sie niedergeschlagene Menschen angeblich zu emotionaler innerer Selbstheilung führe. Diese Beschreibung schien auf den ersten Blick als eine unheimliche Parallele zum Charakter der dunkelhäutigen „schwarzen Göttin Elousia“ aus der „Hütte“. Nach weiterem Recherchieren und Analysieren stellte sich heraus, dass diese Parallele in mehr als nur der dunklen Farbe bestand. In der „Hütte“ und dem Artikel von Fox tauchen zwei gleichartige Persönlichkeiten auf. Ich werde nun einige der Parallelen zwischen Fox’ Schwarzer Madonna und Youngs „Elousia“ aufzeigen.

Erstens erklärt Fox, dass „die Schwarze Madonna uns in die Finsternis und damit in unsere Tiefen einlädt. Das ist, was die Mystiker das ‚Innere’ der Dinge nennen, die Essenz der Dinge. Darin liegt Göttlichkeit. Es ist das, wo das wahre Selbst liegt. Es ist das, wo Illusionen zerbrochen werden und die Wahrheit liegt.“[9]

In „Die Hütte“ kommt das Wort „Finsternis“ oft vor. Es scheint, als würde Finsternis archetypisch für Macks große Traurigkeit stehen. Das wird besonders in seinem Erscheinen vor „Sophia“ deutlich. In dem Kapitel „Die Stunde des Richters“ ist Dunkelheit die dominierende Aura, die Macks Erlebnis durchzieht. Er geht quasi dematerialisiert in stracks in eine massive „Felswand. Auf ihr zeichneten sich ganz schwach die Umrisse einer Tür ab … streckte er zaghaft die Hand aus und drückte gegen den Felsen. Seine Hand ging einfach durch das Gestein hindurch, als sei es gar nicht da. Mack bewegte sich vorsichtig vorwärts. Bis sein ganzer Körper etwas durchquert hatte, was wie solider Fest aussah. Drinnen im Berg herrschte völlige Schwärze …“ (S. 173). Um Macks Erlebnisse zu beschreiben, spricht der Autor viel von Begriffen wie „Dunkelheit“, „tiefe Schatten“, „Tintenschwärze“, „gedämpftes Licht“, „verdunkelter Raum“, die diese Erfahrungen ausmalen und verstärken. Fox schreibt in ähnlicher Weise, die Schwarze Madonna „lädt uns ein unsere Trauer zu betreten und zu bennenen und von ihr zu lernen, was das Leiden uns lehren kann.“[10] Durch das Eintreten in die Finsternis setzte sich Mack mit seiner Trauer auseinander. Im Gegensatz dazu sagt uns 1. Johannes 1,5, „dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist“.

Zweitens stellt Fox fest, „die Schwarze Madonna ruft uns zur Trauer auf. Die Schwarze Madonna ist die sorgenvolle Mutter, die Mutter, die über die Leidenden im Universum und in der Welt weint, über die Zerissenheit unserer äußerst zerbrechlichen Herzen.“[11] Fox sagt weiterhin, „zu Trauern, ist das zu betreten, was Johannes vom Kreuz im 16. Jahrhundert ‚die dunkle Nacht der Seele’ nannte. Wir werden angewiesen, nicht vor dieser dunklen Nacht zu fliehen, sondern in ihr zu bleiben, um zu lernen, was die Finsternis uns lehren kann.“[12]

In „Die Hütte“ schließt „Papa“ (alias „Elousia“, die schwarze Göttin) Mack am Höhepunkt der Geschichte in seine bzw. ihre Arme und lädt ihn sanft ein „Lass alles heraus“. Die Gechichte beschreibt dies als emotionale Läuterung Macks: Er „schloss seine Augen und die Tränen flossen in Strömen … Er weinte, bis er alle Dunkelheit aus sich herausgeschluchzt hatte, alle Sehnsucht und alle Trauer, bis nichts mehr davon übrig war“ (S. 262).

Drittens erklärt Fox, dass „die Schwarze Madonna uns dazu aufruft, unseren niederen Chakren Ehre zu erweisen … Die Schwarze Madonna führt uns zu unseren ersten Chakren [ein Chakra ist nach fernöstlicher Vorstellung ein innermenschliches Energiezentrum], die unsere Beziehung zum Ganzen beinhalten (beim erste Chakra geht es darum, wie ich an anderer Stelle erklärt habe, die Schwingungen der Klänge des gesamten Kosmos wahrzunehmen), unsere Sexualität (zweites Chakra), unseren Zorn und moralische Entrüstung (drittes Chakra). Die europäische Kultur hat, speziell in der Moderne, versucht vor diesen Elementen zu fliehen … Die Schwarze Madonna wird solche Ausflüchte weg von der Erde und weg von den Tiefen nicht tolerieren.“[13]

Wer mit fernöstlicher Religion nicht vertraut ist, dem werden Fox’ Aussagen wie Kauderwelsch erscheinen. Aber nach der Yoga-Lehre sind Chakren „Wirbel, die durch den Körper und seine Aura strömen und durch die verschiedene Energien, einschließlich universeller Lebenskraft, empfangen, umgewandelt und verteilt werden.“[14] Nach dieser Lehre glaubt man, dass sieben Eintrittspunkte für diese Energie vorhanden sind. Unter anderem beinhalten sie:

  • Das Wurzelchakra (Muladhara), das am unteren Ende der Wirbelsäule lokalisiert und der Sitz der Kundalini-Kraft ist …
  • Das Sakralchakra (Svadhisthana), das sich in Nähe der Genitalien befinde und die Sexualität steuert …
  • Das Kronenchakra (Sahasrara), das unmittelbar um den Kopf wirbelt.[15]

Die Erfahrung der Aufnahme von Energie in den Körper, was spontan geschehen könne, wird Kundalini genannt (Sanskrit für „Schlange“ oder „Schlangenkraft, aufgrund des Glaubens, dass sie zusammengewickelt im Körper bereitläge und plötzlich freigesetzt werden könne). Kundalini beschreibt die mystische Erfahrung, wenn Energie in den Körper gelangt und die „schlafende Schlange“ weckt (erinnert uns das nicht an 1. Mose 3,1?). Das sei dann ein buchstäblich zündender Augenblick. Zu diesem kurzen Moment der Erweckung gehörten auch „Körperwahrnehmungen … Auditionen, Visionen, helle Lichterscheinungen … Ekstase, Glückseligkeit, Selbsttranszendenz.“[16] Mit dieser Beschreibung im Hinterkopf wollen wir uns eine Begebenheit in „Die Hütte“ anschauen, wo die Hauptperson Mack anscheinend eine Kundalini-Erfahrung erlebt.

Mack begibt sich mittels einer Art Dematerialisation auf eine Reise in die Finsternis hinter einer „… Felswand. Auf ihr zeichneten sich ganz schwach die Umrisse einer Tür ab … streckte er zaghaft die Hand aus und drückte gegen den Felsen. Seine Hand ging einfach durch das Gestein hindurch, als sei es gar nicht da. Mack bewegte sich vorsichtig vorwärts. Bis sein ganzer Körper etwas durchquert hatte, was wie solider Fest aussah. Drinnen im Berg herrschte völlige Schwärze … (S. 173):

Dort begegnet er der sinnlichen Sophia: „Mack zuckte zusammen, als das Licht sich plötzlich in einem Punkt bündelte, und in diesem Lichtstrahl sah Mack sie. Hinter dem Tisch, auf einer Art Richterstuhl mit hoher Lehne, saß eine große schöne, olivhäutige Frau mit feingeschnittenen Gesichtszügen, Sie war in eine dunkle, wallende Robe gekleidet und saß aufrecht und königlich wie eine Richterin des höchsten Gerichts. Sie war atemberaubend schön … Wie eine frische Brise die Staub davonweht, drängte ihre Stimme seine Frage sanft, aber nachdrücklich aus dem Raum. Mack konnte beinahe körperlich spüren, wie ihre Worte auf seinen Kopf herabregneten [Audition, das Kronenchakra] und in seine Wirbelsäule eindrangen [das Wurzelchakra], sodass ihm ein köstliches Prickeln durch den ganzen Körper lief [das Sakralchakra]. Er schauderte wohlig [Körperwahrnehmung] und beschloss, selbst nie wieder zu reden. [Selbsttranszendenz]. Von nun an wollte er nur noch dem Klang dieser wundervollen Stimme lauschen [Glückseligkeit]“ (S. 176). Hatte Mack hier eine Kundalini-Erfahrung? Wenn ja, dann erlebte er sie spontan in der Finsternis durch die Stimme der göttinnenartigen Sophia.

Viertens schreibt Fox: „Die Schwarze Madonna beruft uns zu unserer Göttlichkeit, die auch unsere Kreativität ist“. Und weiter schreibt er, dass die Schwarze Madonna „nichts weniger von uns erwartet als Kreativität. Sie beruft uns zur Schaffenskunst, sie beruft uns, die Imagination anzufachen.“[17] Im nächsten Punkt führt Fox weiter aus: „Die Schwarze Madonna beruft uns zur Vielfalt. Es gibt keine Imagination ohne Vielfalt – Imagination bedeutet, ungleiche Elemente in die Seele und in die Kultur einzuladen, so dass neue Kombinationen miteinander Liebe machen und neue Dinge gebären können.“[18] Seine Schwarze Madonna beruft uns zu einem magischen Denken, das der Heiligen Schrift zuwider ist.

In der „Hütte“ finden wir etwas ganz Ähnliches: Als die göttinnenhafte Sophia Mack zu einem Rollenspiel als Richter aufruft und er über alle anderen Personen, einschließlich Gott, zu Gericht sitzen soll, bemerkt sie seinen Tiefsinn bezüglich einer so weitreichenden Verantwortung. Sie sagt zu ihm: „‚Deine Imagination’, unterbrach sie seine Gedankengänge, ‚leistet dir im Moment keine guten Dienste’“ (S. 183). Kreative Phantasie, Imagination und Träume spielen eine zentrale Rolle in Youngs Roman, der dazu dient, die Imagination zu entfachen, so wie es Fox über die wiederkehrende Schwarze Madonna schreibt.

Andere Parallelen zwischen Fox’ Schwarzer Madonna und der Elouisa aus der “Hütte” – ihre Geschlechtspluralität, ihre Fürsorge für verletzte Herzen, ihre Betonung auf den Aufbau persönlicher Beziehungen, ihr Anliegen für die Umwelt usw. – bilden archetypische Metaphern, um die herum das Mysterium des Lebens und Leidens erprobt und erklärt werden kann und auf deren Grundlage transzendente Werte formuliert und angewendet werden können, um der mannigfaltigen und geteilten Weltbevölkerung soziales Wohlergehen und Einheit zu geben. Diese ökumenischen Metaphern dringen immer mehr in die evangelikalen Gemeinden ein, insbesondere über die Emerging Church.

Die Verweiblichung von Gottheiten reicht tief in die Urgeschichte zurück. Die ägyptische Göttin Isis, in der Matthew Fox die Vorläuferin der Schwarzen Madonna sieht, war wahrscheinlich der Prototyp aller weiblichen Gottheiten der antiken Religionen im Vorderen Orient, einschließlich des Kults um die „Himmelskönigin“, die nach Jeremia 7,18-20 und 44,15-19 auch in Israel verehrt wurde. Die Schwwarze Madonna und „Elousia“ finden sich in Gemeinschaft mit einer Götzengöttin, die Jahwe niemals duldete und niemals dulden wird (2Mo 20,3-4).

DIE ZWEITE PERSON

“Die Hütte” stellt “Jesus” als relative unattraktiven orientalischen Juden mit einer “großen Nase” vor („Die Hütte“, S. 126). Er fungiert als Hausmeister des Einkehrzentrums. Dass Young Jesus als tatsächlichen, geradezu normalen Menschen beschreibt, daran ist an sich nichts auszusetzen.

Fragwürdig ist jedoch die Darstellung, dass Jesus von “Papa/Mama Elousia” abstamme. Als Erklärung der Herkunft der Frau sagt „Jesus“: „So erschufen wir einen Beziehungskreis wie unseren eigenen, aber für die Menschen. Sie, aus ihm, und seither werden alle Männer, mich eingeschlossen,, durch sie geobren, und alle Menschen haben ihren Ursprung in Gott, wurden von Gott geboren“ (Die Hütte, S. 170). Diese Aussage degradiert die Geburt Jesu zu so etwas Profanem wie beim Rest der Menschheit und stellt in Frage, dass er „der Einziggeborene vom Vater“ ist (was bedeutet, dass er buchstäblich einzig-artig ist, Joh 1,14). Auch was Jesu ewige Existenz betrifft, wird Zweifel gesät.[19] Nach dieser Erklärung legt der Roman Jesus in den Mund: „… ich möchte ihnen helfen, sich in Söhne und Töchter meines Papas zu verwandeln, in meine Brüder und Schwestern, meine Geliebten“ (S. 209)[20]. Im ganzen Roman wird Jesus niemals „Christus“ genannt – was ja sein von ihm selbst bestätigter messianisch-göttlicher Titel ist, Mt 16,16). Young präsentiert dem Leser einen unausgewogen menschlichen Jesus, der nicht an Christus heranreicht.

DIE DRITTE PERSON

Sarayu, die Gärtnerin des Einkehrzentrums und „eine asiatisch aussehende Frau“ (S. 123), soll den “Heiligen Geist” repräsentieren. Mack fragt: „Ist Sarayu der Heilige Geist?“ „Jesus“ antwortet: „Ja. Sie ist Kreativität, Sie ist Aktivität. Sie ist der Atem des Lebens. Sie ist viel mehr. Sie ist mein Geist“ (S. 125). Der Name soll angeblich „Wind“ bedeuten.

Sarayu ist wahrscheinlich ein Wort aus dem Sanskrit – der wichtigsten Religions- und Literatursprache Indiens. Der Name Sarayu erinnert an den Rigveda, eine der wichtigsten Schriften des Hinduismus, denn er hat semantische und phonetische Gemeinsamkeiten mit dem Begriff Vayu.[21] Will der Autor hier absichtlich Assoziationen mit fernöstlicher Religion wecken?

Die Darstellung des Heiligen Geistes als Frau widerspricht jedoch der biblischen Aussage Jesu, dass der Heilige Geist ein „er“ ist (Joh 16,13).

Gibt es eine vierte Person in Youngs mannigfältiger Gottheit? Vielleicht – das wird unserer Imagination überlassen.

DIE WEISHEIT

Sophia, die zwar nicht direkt zur Trinität gehört, aber nicht weit weg von der Hütte residiert, ist eine götterhafte Richterin, die ein Abglanz der Weisheit von „Papa“ ist.
Bei ihren Gesprächen mit Mack legt sich geradezu hellseherische bis allwissende Erkenntnis an den Tag (S. 179-184).

SCHLUSSFOLGERUNG: Unter dem Deckmantel “christlichen Gedankenguts” präsentiert “Die Hütte” ein Gottesbild, das eher aus der fernöstlichen Mythologie und Mystik stammt. Der Leser sollte sich hüten, dass das scheinbar christliche, scheinbar der Bibel entlehntem Gedankgut nicht dazu instrumentalisiert wird, eine Illusion und Irrlehre hervorzubringen. Können Anklänge an biblische Aussagen tatsächlich irreführend sein? Ja, der Satan selbst benutzte unter anderem abgewandelte Bibelzitate, um Jesus zu versuchen. Jesus widerstand ihm allerdings jeweils durch richtig und treffend zitierte biblische Aussagen (Mt 4,5-6). Das Potpourri aus biblischen Anklägen vermischt mit mythologischen und spiritistischen New-Age-Gedanken harmoniert sicher gut mit der Anschaung der Emering Church, die mit dem postmodernen New Age verwickelt ist. Ob so etwas über ein theologisches Sachbuch oder über einen Roman als „narrative Theologie“ vermittelt wird, macht da keinen Unterschied – es werden falsche Vorstellungen von Gott verbreitet. Wie A.W. Tozer schrieb: „Falsche Vorstellungen über Gott sind nicht nur die Quellen, aus denen das trübe Wasser des Götzendienstes hervorfließt; sie sind schon an sich Götzen. Der Götzendiener stellt sich einfach einen falschen Gott vor und handelt, als sei diese Vorstellung wahr.“[22]

DIE WAHRHEIT: „Ich fürchte aber, es könnte womöglich, so wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, auch eure Gesinnung verdorben [und abgewandt] werden von der Einfalt gegenüber Christus. Denn wenn der, welcher [zu euch] kommt, einen anderen Jesus verkündigt, den wir nicht verkündigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so habt ihr das gut ertragen.“ (2. Kor. 11,3-4)

ENDNOTES (werden später übersetzt)

1. The Apostle Paul also remarked of the reputation of the church at Thessalonica how they, “turned to God from idols to serve a living and true God” (I Thessalonians 1:9). Scripture also records that both Jesus and the Holy Spirit are also Truth (John 14:6; 1 John 5:7, 20). In this vein, one must note John’s closing word: “Little children, guard yourselves from idols” (1 John 5:21).
2. A.W. Tozer, The Knowledge of the Holy, The Attributes of God: Their Meaning in the Christian Life (New York: Harper & Row Publishers, 1961) 12.
3. The word “imagination” (Greek, dialogismos) literally means, “the thinking of a man deliberating with himself” (Romans 1:21, KJV). On this point, it is appropriate to note that William P. Young accounts for the origin of his novel for reason of personal and private conversations he had with God on his daily work-commute from Gresham to Portland, Oregon. World magazine reports that, “Young used 80 minutes each day . . . to fill yellow legal pads with imagined conversations with God focused on suffering, pain, and evil.” (See Susan Olasky, “Commuter-driven bestseller,” World, June 28/July 5, 2008, 49.) Paul, the apostle states that idolatry germinates out of people “deliberating” within themselves. This is gnosis spirituality which is ever in contest with the Logos spirituality of the Bible. The Word finds its origin with God (John 1:1, 14). Gnosis, the basis of the New Age/New Spirituality, finds its origin in the mind of man, or perhaps might even be received from demons (1 Timothy 4:1).
4. In that in the Front Matter The Shack book receives rave theological kudos, it is not unfair to investigate and evaluate the book’s theology, especially the doctrine of God known to systematic theologians as the category of Theology Proper.
5. On this point, I find it interesting that the novel has not yet been accused of racial stereotyping, i.e., that God is pictured as being a “large” or “big black woman” (The Shack, 84, 86), and that Jesus comes from a Jewish nation of people with “big noses” (The Shack, 111).
6. John P. Newport, Paul Tillich (Peabody, Massachusetts: Hendrickson Publishers, 1984) 108. Newport also observes that in the “grounding” of God, Tillich “seems to synthesize the pantheistic element of immanence with the theistic element of transcendence in a way that leans toward pantheism.” (110). Newport’s assessment may be too generous. At the end of his life, Tillich might have been an out and out pantheist. Of Tillich’s book, Courage to Be, Erickson remarks that it “appears to have more in common with Hinduism than it does with historic Christianity.” See Millard J. Erickson, Christian Theology (Grand Rapids: Baker Books, 1998) 334.
7. Erickson, Theology, 333.
8. For sake of explanation, pantheism teaches that God is all things while panentheism holds that God dwells in all things. For sake of analogy, a tree is not God (pantheism), but the sap which is the “life force” in the tree is. God is “in” the tree, but the tree is not God. See Erickson, Theology, 333.
9. Rev. Dr. Matthew Fox, “The Return of the Black Madonna: A Sign of Our Times or How the Black Madonna Is Shaking Us Up for the Twenty-First Century,” Friends of Creation Spirituality, January 2006, Article Number 1 (http://www.matthewfox.org/sys-tmpl/theblackmadonna/).
10. Ibid. Article Number 8.
11. Ibid.
12. Ibid.
13. Ibid. Article Number 3.
14. Rosemary Ellen Guiley, “Chakra,” Harper’s Encyclopedia of Mystical & Paranormal Experience (San Francisco: Harper Collins Publishers, 1991) 86.
15. Ibid. 86-87.
16. Guiley, “Kundalini,” Encyclopedia, 319.
17. Fox, “The Black Madonna,” Article Number 6.
18. Ibid. Article Number 7.
19. When it acknowledged Jesus to have been “begotten before all ages of the Father according to the Godhead,” it might be construed that the Chalcedonian Creed (AD 451) allows for a concept that God originated Jesus (See http://www.carm.org/creeds/chalcedonian.htm). However, to imagine the mystery surrounding the Trinity to be analogous to some kind of human begetting (i.e., as in the Mormon doctrine of God) is improper. The relationship of the Father and Son to each other is their personal relationship, and it would be well for us creatures not invade their privacy (i.e., mystery). Their relationship is theirs alone. Though the unity for which Jesus prayed may be compared to that of His with the Father, it is only similar to (“as”), but not the same as their unity (John 17:21).
20. In this regard, one can note the capitalization of “Beloved.” When used in the NASB translation of the Bible, “Beloved” is capitalized as when Paul wrote of the grace God bestowed upon the believer “in the Beloved” (in Christ, Ephesians 1:6, NASB, NKJV, NRSV, 1901 ASV). Thus when the „Jesus “ of The Shack said he desires people to be transformed “into sons and daughters of my Papa, into my brothers and sisters, into my Beloved” (The Shack, 182), it is as if Jesus envisions that humans can achieve a theotic state of “being” that morphs into divinity. While believers are “partakers of the divine nature” (2 Peter 1:4), we are not consumed of it (Romans 7:14ff.).
21. “Word Mythology Dictionary: Vayu,” Answers.com (http://www.answers.com/topic/vayu-2).
22. A.W. Tozer, The Knowledge of the Holy, 9.

Übersetzung: Anganeta Dyck und Hans-Werner Deppe

Quelle:
http://herescope.blogspot.com:80/2008/07/shack-elousia-mythical-mystical-black.html

Als biblische Alternative zum Thema Leid empfehlen wir: Donald Carson Ach Herr wie lange noch?

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