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Gnosis und Körperfeindlichkeit heute

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Die Irrlehre, die dem frühen Christentum wohl am meisten Schwierigkeiten bereitet hat, war die Gnosis.

Johannes identifiziert in seinen Briefen den Antichristen als jemanden, der die gnostische Weltanschauung verbreitet. Die Gnostiker sahen eine scharfe Zweiteilung zwischen Materie und Geist und lehnten daher die reale Menschwerdung Christi entschieden ab. Gott könne ihrer Ansicht nach niemals Fleisch werden. Die geschaffene Materie einschließlich des menschlichen Leibes sei böse und nur die geistige Welt sei gut. Sie verkannten, dass Gott ursprünglich eine gute Schöpfung erschaffen hat, die erst durch den Sündenfall verdorben wurde. Für Gnostiker ist sozusagen die Schöpfung der materiellen Welt selbst schon der Sündenfall (und der Schöpfergott der Gnostiker tatsächlich kein guter Gott).

In der Gnosis bedeutet Erlösung die Befreiung vom Leib.

Doch im biblischen Christentum umfasst die Erlösung auch den Leib.

Wir haben einen leiblich auferstandenen Herrn, den menschgewordenen Gott Jesus Christus. Er ist Erstling einer erlösten Schöpfung, einer neuen, unverdorbenen und ewig guten materiellen Welt.

Und schon jetzt können und sollen wir als Erlöste Gott mit unserem Leib verherrlichen (1Kor 6,20), indem wir den Körper als Werkzeug der Gerechtigkeit gebrauchen (Röm 6,13) und Gott damit dienen (Röm 12,1). Ob wir essen oder trinken oder „sonst etwas“ mit dem Leib tun, gilt: „… tut alles zur Ehre Gottes“ (1Kor 10,31).

Timotheus Magazin 35 - Einblick

Der Körper als bloßes Objekt?

Die gnostische Geringschätzung des Leibes kann in falscher Askese zum Ausdruck kommen – der Ablehnung von Nahrung und Ehe. Und vor diesen „Lehren von Dämonen“ warnt Paulus eindringlich in 1. Timotheus 4,1-5. Die Abwertung des Körperlichen als nicht eigentlich menschlich zeigt sich aber auch im heutigen Körperkult, der den Körper zum bloßen Objekt degradiert: Prostitution ist das deutlichste Beispiel, aber auch jede sexuelle Unmoral (die Geringschätzung und Perversion des Ein-Fleisch-Werdens als Abbild von Gottes Liebe), Abtreibung, Geschlechtsumwandlung, Tätowierungskult, Sportkult, Diätenkult, Selbst­optimierung, Drogen, Euthansie usw. Der Körper wird zum Götzen, zu einem „Gottesfetisch“, den der Mensch zwar mit scheinheiliger Ehre umgibt, über den er aber nach Belieben verfügen und herrschen kann und den er letztlich verachtet, weil er Erlösung als Befreiung von den geschöpflichen Grenzen versteht.

Wie massiv diese moderne Gnosis in unserer Weltanschauung vorherrscht und unsere heutige Gesellschaft zutiefst prägt, wird im Hauptartikel der Timotheus Ausgabe №35 deutlich. Er ist ein Auszug aus dem Buch „Liebe deinen Körper“ über biblische Sexualethik. Hier haben wir Christen eine enorme Chance, mit einer Gegenkultur der biblischen Wertschätzung der Schöpfung Licht und Salz in dieser Welt zu sein. Ich hoffe, dass dieses ganze Heft mit seinen vielfältigen Beiträgen uns alle dazu ermutigt.

Timotheus Magazin Nr. 35

02/2019

Umfang: 40 Seiten
Format: 21 x 29,7 cm
Medium: Printausgabe

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8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Die körperfeindliche Sexualverurteilung unter gläubigen Christen in Deutschland hat in den letzten 40 bis 50 Jahren dazu geführt, dass mehr als die Hälfte der Kinder deutscher christlicher Eltern (oft aus freikirchlichen Gemeinden) weder einen Partner*in noch Kinder haben. – Ein trauriges Ergebnis!

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    • Ich verstehe weder was Sie meinen bzw. worauf Sie hinauswollen (das biblische Christentum lehrt wie gesagt eine extrem hohe Wertschätzung des Körpers und der Sexualität), noch kann ich Ihren unbelegten Behauptungen Glauben schenken.

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  2. Vegane Ernährung kann man schnell einmal als einen „Diätkult“ verteufeln, besonders, als leidenschaftlicher Fleischesser und wenn man diesen Begriff im selben Atemzug mit „Abtreibung“, „sexueller Unmoral“ (vornehmlich Homosexualität), „Drogen“ (Okkultismus) usw. nennt. Dasselbe liegt bei gesundheitssportlicher Betätigung vor, wenn sie als „Sportkult“ verdächtigt und also in den Bereich definitiver schwerer Sünden gezogen wird. Hier scheint dem Rezensor wohl ein wenig das gesunde Maß (die Nüchternheit) entglitten zu sein. Hoffentlich ist die rezensierte Abhandlung besser.

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    • Worauf bezieht sich Ihr Kommentar? Das Stichwort „vegan“ kommt im Text ja nicht vor. Mit „Sportkult“ meine ich Sportkult und nicht „gesundheitssportliche Betätigung“. Der Text ist ja auch keine Rezension. Daher nochmal die Frage: Worauf bezieht sich Ihr Kommentar?

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  3. Nein, in Wahrheit ist es genau umgekehrt: die oftmals unglaublich einengende christliche Sexualmoral in gläubigen Gemeinden und das verschämte Körperbild haben viel zu viel Leid und Tränen gerad in gläubigen Kreisen und zu großer Vereinsamung vieler heute erwachsener Kinder von gläubigen Eltern geführt. Das jetzt umkehren zu wollen und nur das christliche Moralitäts- und Körperbild als das allein wahre herauszustellen, halte ich für eine sehr überhebliche Fehlinterpretation.

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    • Vielen Dank, dass Sie Ihre Meinung und Wahrnehmung mitgeteilt haben; das ist ein interessantes Feedback. Sicher ist Ihnen bewusst, dass dies ein christlicher Blog ist, und Christen (im biblischen Sinne) glauben an eine absolute Wahrheit und daran, dass Gott diese in der Bibel offenbart hat. In dem Artikel geht es um die Darlegung dieser biblischen Lehre und Wahrheit. Dass Christen mitunter nicht dementsprechend leben, ist bedauerlich, aber ein anderes Thema. Wenn Menschen nach Gottes Wahrheit leben, also quasi nach dem Handbuch des Herstellers, ist das ganz gewiss gesund für Geist, Seele, Leib und Gesellschaft. Ich beobachte vielmehr Elend dort, wo von der Bibel abgewichen wird, insbesondere in Sachen Sexualethik, Familienverständnis usw.

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  4. Warum wurden die Katharer (puristisch) dann von Katholiken (universalistisch) vernichtet? Weil sie das Priesterinnenamt akzeptierten? Oder weil sie den niederen Gott vom Pleroma unterschieden?

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